Eine kürzlich veröffentlichte, brisante Studie zur Rolle von Frauen im tschechischen Kino bietet den Anlass für die Filmreihe „Der weibliche Blick: Neue Filme aus der tschechischen Republik“ beim 34. FilmFestival Cottbus (5.-10. November). Die Studie „Frauen in der audiovisuellen Industrie: Spielfilm“ der Prager Filmhochschule FAMU zeigt, dass sich die Präsenz von Frauen im tschechischen Kino seit den 1990er-Jahren nur minimal verändert hat. Trotz des verbreiteten Eindrucks eines wachsenden Frauenanteils in der Filmbranche belegen die Forschungsergebnisse, dass erst die jüngste Generation junger Filmemacherinnen einen merkbaren Wandel einleitet. Kuratiert von Lenka Tyrpáková präsentiert das FFC in 12 aktuellen Lang- und Kurzfilmen die neue Vielfalt des weiblichen Blicks im tschechischen Kinos.
HER BODY von Natálie Císařovská (CZ, SK, 2023, 107 Min) zeigt die ehrgeizige Turmspringerin Andrea, deren Olympiatraum nach einer Verletzung endet und sie schließlich in die Pornoindustrie führt. MY SUNNY MAAD (Michaela Pavlátová, CZ, FR, 2021, 79 Min) erzählt die Geschichte der Tschechin Helena, die ihrem Geliebten nach Kabul folgt und sich in einer neuen, fremden Welt voller Traditionen und Regeln zurechtfinden muss. HER BODY ORDINARY FAILURES (CZ, HU, IT, SK, 2022, 84 Min) vom Mitglied der Internationalen Festivaljury, Cristina Groșan, begleitet drei Frauen in einer mysteriös explodierenden Stadt, die sie vor die Frage stellt, was im Leben wirklich zählt. I AM NOT EVERYTHING I WANT TO BE von Klára Tasovská (CZ, SK, AT, 2024, 90 Min) porträtiert die Fotografin Libuše Jarcovjáková, deren bewegtes Leben in Fotografien und Tagebucheinträgen von ihrer Suche nach Freiheit erzählt. Jarcovjáková verbrachte auch einige Jahre in Deutschland.
In TINY LIGHTS (Beata Parkanová, CZ, SK, 2024, 76 Min) erlebt die sechsjährige Amálka während ihrer Sommerferien eine große familiäre Veränderung, die sie aus ihrer kindlichen Fantasiewelt reißt. YEAR OF THE WIDOW von Veronika Lišková (CZ, SK, HR, 2024, 109 Min) folgt der trauernden Witwe Petra durch die Jahreszeiten und Phasen ihres Verlusts. In LIMITS OF EUROPE (Apolena Rychlíková, CZ, FR, SK, 2024, 98 Min) beleuchtet die Journalistin Saša Uhlová undercover die harten Bedingungen für Wirtschaftsmigrant*innen in Europa und hinterfragt die Kosten des Wohlstands. Zudem gibt es ein tolles Kurzfilmprogramm.
Ergänzt wird die Reihe durch das spannende „Panel zur Studie: Die Rolle von Frauen in der tschechischen Filmindustrie“ am Donnerstag, den 7. November, um 17 Uhr im Glad-House, moderiert von Lenka Tyrpáková (Sprache: Englisch). Neben den Filmemacherinnen der Reihe werden die Autor*innen der Studie teilnehmen.
„Der weibliche Blick: Neue Filme aus der tschechischen Republik“, unterstützt durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, lädt das Publikum ein, herausragende und zukunftsweisende weibliche Stimmen des tschechischen Kinos zu erleben und an einem Dialog über die Bedeutung weiblicher Perspektiven in der europäischen Filmindustrie teilzunehmen.
Das FilmFestival Cottbus wird maßgeblich gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Land Brandenburg und der Stadt Cottbus.