Das 34. FilmFestival Cottbus bietet vom 5.-10. November in drei spannenden Wettbewerben außergewöhnliches Kino aus Mittel- und Osteuropa. Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren zwölf Titel aus 19 (Ko-)Produktionsländern um die prestigeträchtigen Lubina-Preise, darunter der Hauptpreis für den besten Film (15.000 EUR, gestiftet vom Medienboard Berlin-Brandenburg), der Spezialpreis für die beste Regie (7.500 EUR, gestiftet vom Rundfunk Berlin-Brandenburg rbb) und der Preis für eine herausragende darstellerische Einzelleistung (5.000 EUR, gestiftet von der Sparkasse Spree-Neiße). Der Wettbewerb zeigt auch in diesem Jahr die stilistische und inhaltliche Bandbreite des mittel- und osteuropäischen Kinos. Geschichten und Erlebnisse, in denen sich die Herausforderungen eines Lebens zwischen Familie und Gesellschaft widerspiegeln – zwischen Hoffnung und Trauer, Naturschutz und „Zeitenwende“, Historienfilm und Science-Fiction. Bittersüße Leinwandabenteuer, realitätsnah und berührend, die niemanden kalt lassen können.
DWELLING AMONG THE GODS (RS/HR/IT 2024) von Vuk Ršumović ist ein modernes Antigone-Drama über eine afghanische Familie in Belgrad. Die Protagonistin Fereshteh steht vor einer nahezu unmöglichen Entscheidung: soll sie ihre Reise in den Westen, in eine vermeintlich bessere Zukunft, fortsetzen, oder bleiben und ihrem auf der Flucht gestorbenen Bruder ein angemessenes Begräbnis ermöglichen? Magischer Vorstadtrealismus: in RIVIERA (GR/FR 2024), dem Debut von Orfeas Peretzis, steht die 17-Jährige Alkistis vor einem Sommer zwischen Verlust und Neubeginn. Eine Familie aus Kyjiw kämpft in UNDER THE VOLCANO (PL 2024) von Damian Kocur während eines unfreiwilligen Urlaubs auf Teneriffa mit der Nachricht vom Angriffskrieg auf ihr Heimatland. Der Sci-Film U ARE THE UNIVERSE (UA/BE 2024) von Pavlo Ostrikov erzählt von einer zerstörten Erde, Zweisamkeit im All und der letzten Hoffnung auf eine menschliche Begegnung.
In BIKECHESS (Assel Aushakimova, KAZ/FR/NO 2024) ist eine Journalistin in einem autoritären Staat mit den Grenzen der Meinungsfreiheit und Angriffen auf die Frauenrechte konfrontiert. In dem fesselnden Thriller DEAL AT THE BORDER (Dastan Zhapar Ryskeldi, KG 2024) helfen zwei Schmuggler in den Bergen Zentralasiens einer jungen Frau, der Sklaverei zu entkommen und geraten damit selbst in Lebensgefahr. GOOD CHILDREN (Filip Peruzović, HR 2024 2024) porträtiert die schwierige emotionale Reise eines Geschwisterpärchens, das nach dem Tod ihrer Mutter das Familienhaus auflösen und sich dabei mit ihrer Vergangenheit und ihrer entfremdeten Beziehung auseinandersetzen muss. In OUR LOVELY PIG SLAUGHTER (CZ/SK 2024) von Adam Martinec wird eine ländliche Familientradition zum Ausgangspunkt für ein einfühlsames, ironisch umspieltes Sittenbild, das an die Filme der tschechoslowakischen Neuen Welle erinnert. SOUTHERN CHRONICLES (Ignas Miškinis, LT/EE 2024) ist eine berührende Coming-of-Age-Geschichte über zwei Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten in der litauischen Provinz der 1990er Jahre, die sich trotz aller gesellschaftlichen Unterschiede ineinander verlieben.
Die Weltpremiere THE TOWER OF STRENGTH (Nikola Vukčević, ME/RS/HR/DE 2024) spielt während des Zweiten Weltkriegs. Eine muslimisch-albanische Familie versteckt ein christliches Kind und wird dadurch selbst zur Zielscheibe einer albanischen SS-Division– ein packender Historienfilm über Mut und Menschlichkeit. In THE TRAP (Nadejda Koseva, BG/DE 2023) kämpft der grimmige Yovo gegen Umweltzerstörung in einem idyllischen Flussdelta, während WHEN THE PHONE RANG (RS/US 2024) von Iva Radivojević einen tief bewegenden Blick auf die Kriegsjahre im ehemaligen Jugoslawien wirft, als ein junges Mädchen mit dem Verlust ihres Großvaters und ihres Landes konfrontiert wird.
Die internationale Festivaljury entscheidet über die Preisträger*innen. In der Jury sitzen in diesem Jahr Sonora Broka, künstlerische Leiterin des Internationalen Filmfestivals Riga und Redakteurin, Cristina Groşan, rumänisch-ungarische Filmemacherin und Regisseurin des Films ORDINARY FAILURES, der in der Sektion Specials läuft, Anja Matković, kroatische Theater- und Filmschauspielerin sowie Drehbuchautorin, die auch Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin des Eröffnungsfims MY LATE SUMMER ist, Inna Sahakyan, Regisseurin und Produzentin aus Armenien, deren Filme AURORA’S SUNRISE und MEL beide im Close-Up: Armenia laufen, und Xavier Henry-Rashid, französisch-britischer Sales Agent und ehemaliger Executive Director des Raindance Film Festivals. Rashid vertritt u.a. die Food-Komödie TASTY aus der Sektion Spectrum, die parallel Weltpremiere auf den Festivals in Cork, Cottbus und Tallinn feiert.
Der Wettbewerb Kurzfilm bringt eine Vielfalt von schrägem Humor bis zu bewegenden Schicksalen auf die Leinwand. AGE OF THE DRAGON (Marcell Farkas, HU/AT 2024) von Marcell Farkas entführt in eine dystopische Welt voller Fantasie, während CHRISTMAS DAY (EE 2022) von Alexandra Pärn eine skurrile Weihnachtsgeschichte erzählt. ALMOST CERTAINLY FALSE (TR/BG 2024) von Cansu Baydar beleuchtet das Leben einer syrischen Geflüchteten in Istanbul. Und in @TIKTOK_COWBOY (RO 2024) von Anastaseu Ștefan geht es um einen jungen Roma-Influencer während des Lockdowns. Alle Kurzfilme im Programm finden Sie hier. @TIKTOK_COWBOY Vergeben werden ein Hauptpreis (2.500 EUR, gestiftet von Druckzone Cottbus) und der Spezialpreis für die beste Regie (1.500 EUR, gestiftet von Tiede+). Die Gewinner*innen werden von der Kurzfilmjury ausgewählt, die aus Szilárd Bernáth (Ungarn), Eglė Vertelytė (Litauen) und Magdelena Ilieva (Bulgarien) besteht.
Im U18-Wettbewerb des besten Jugendfilms (5.000 EUR, gestiftet von der Stadt Cottbus) stehen Themen wie Identität, Freiheit und die Rebellion gegen gesellschaftliche Erwartungen im Vordergrund. DORMITORY (TR/DE 2023) von Nehir Tuna schildert das Leben eines 14-Jährigen, der in einem islamischen Internat nach Zugehörigkeit und Freiheit sucht, während GOTTESKINDER (DE, 2024) von Frauke Lodders die Herausforderungen des Glaubens und der ersten Verliebtheit in einer evangelikalen Familie zeigt. TOXIC (LT 2024) von Saulė Bliuvaitė zeigt zwei Teenagerinnen, die inmitten von Mobbing und Schönheitswahn um ihren Platz in einer von toxischen Freundschaften geprägten Welt kämpfen. An EXPLANATION FOR EVERYTHING (HU/SK 2023) von Gábor Reisz erzählt die Geschichte eines Abiturienten, der durch eine kleine Lüge einen nationalen Skandal auslöst – eine bissige Satire auf gesellschaftliche und politische Missstände. Die U18-Jury setzt sich aus Schüler*innen aus Teplice (CZ) sowie aus Cottbus zusammen.
Das FilmFestival Cottbus wird maßgeblich gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Land Brandenburg und der Stadt Cottbus.