Stefans Großvater ist ein gedienter und bis heute von Titos Kommunismus überzeugter Partisan, der seine Tochter Marklena nannte, eine Mischung aus Marx und Lenin. Mutter und Großvater kümmern sich führsorglich um Stefan, doch es ist klar, was er werden soll: linientreu. Dafür werden auch mal Intrigen geschmiedet, Wahlbetrug und Polizeigewalt gegen Demonstrant*innen schön- und über Kriegsverbrechen in den gerade zu Ende gegangenen Jugoslawienkriegen gar nicht geredet. Dass das, was der Autokrat Slobodan Milošević mit dem Land angestellt hat, mit Kommunismus gar nichts mehr zu tun hat, bleibt unaugesprochen. Die gegenseitige Zuneigung in der Familie aber ist echt. In der Schule wird Stefan für diese familiäre Herkunft gemobbt und geschlagen, die besten Freunde wenden sich von ihm ab. Stefan fühlt sich zu der Protestbewegung „Zajedno“ (dt.: „Zusammen“) genauso hingezogen wie zur mütterlichen Umarmung. In seinem zweiten Spielfilm arbeitet Vladimir Perišić seine eigene Jugend als Sohn von Miloševićs Kulturministerin auf. Ein Teenager zwischen dem verzweifelten Selbstbetrug einer arroganten Elite, die mit dem Rücken zur Wand steht, und der blinden Wut ihrer Gegner*innen, zu denen er sich hingezogen fühlt, ohne je dazuzugehören. Ein großartiges, emotional vielschichtiges Zeitportrait aus ungewöhnlicher Perspektive.
Text: Bernd Buder
Vladimir Perišić & Alice Winocour
Sarah Blum & Louise Botkay Courcier
Roman Dymny & Olivier Goinard
Daniela Dimitrovska
Alen & Nenad Sinkauz
STEFAN - Jovan Ginić
MARKLENA - Jasna Đuričić
MILAN - Miodrag Jovanović
BOGDAN - Lazar Kocić
TILE - Duško Valentić
HANA - Ana Simeunović
PROFESOR - Boris Isaković
MIKI - Pavle Čemerikić
IVANA - Marija Škaričić
VERA - Helena Buljan
Arte France Cinéma (France), Red Lion (Luxemburg), Kinorama (Croatia), Cosmodigital (France)
Vladimir Perišić - After studying literature at University Paris VII,Vladimir Perišić later graduated from film directing at La Fémis. His graduation film DREMANO OKO, made under the mentorship of Chantal Akerman, screenedas part of the Cinéfondation selection at Cannes in2003. His first feature, Ordinary People (2009), developed in the Cinéfondation residency, premiered at Cannes as part of Critics’ Week. Our Shadow Will, was hiscontribution to the collective film Bridges of Sarajevo,part of the official selection at Cannes 2014. He has been co-director of the Belgrade Auteur Film Festival since 2011. In 2018 and 2019 he was filmmaker-programmer at ACID. Lost Country, co-written with AliceWinocour, is Perišić’s second feature.