Performance
Trailer
An der Grenze zwischen Burjatien und der Irkutsker Region war Schluss: Gavyshev wurde von der Polizei verhaftet. In Yakutsk unter Hausarrest gesetzt, sendete er Anti-Putin-Videos und oppositionelle Neujahrsbotschaften und wurde erneut, diesmal mit Hilfe einer Omon-Einheit, festgenommen und in die Psychiatrie verfrachtet. Die inzwischen außerhalb der Russischen Föderation lebenden Filmemacher*innen wollten den Schamanen erst über zwei Jahre auf seiner ganzen Reise begleiten, schließlich wurden sie zu Zeugen*innen mehrerer Verhaftungen. Mikhail Bashkirov inszenierte ein Theaterstück über Gabydhev, dessen Aufführungen immer wieder von „Patrioten“ gestört wurden. Co-Regisseurin Beata Bubeets vergleicht den Schamanen in einem Interview mit den in einem Gefangenenlager zu Tode gekommenen Oppositionellen Alexei Nawalny:
„Nawalny wirkte in seinen letzten Jahren wie ein Einzelgänger, der das System bekämpft. Auch unser Protagonist ist ein Einzelgänger, der gegen das System kämpft. In dieser Hinsicht, denke ich, sind sie sich ähnlich .” Quelle
Dabei sah Gabyshev voraus, was auf Russland zukommen würde:
„Der Film befand sich bereits in der Postproduktion, als wir noch in Russland waren. Der Schamane sagte voraus, dass er Putin im Jahr 2021 erreichen müsse, weil es sonst eine Katastrophe nicht nur für Russland, sondern für die ganze Welt geben würde. Die wesentlichen Dreharbeiten waren Anfang 2020 abgeschlossen, aber uns wurde klar, dass wir noch warten mussten. Wir schnitten den Film und besprachen ihn mit den Produzenten. Die Produzenten schlugen vor, ihn 2020 zu veröffentlichen, als klar wurde, dass der Schamane nicht [nach Moskau] reisen durfte, aber wir verstanden, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war: das Drama war bereits vom Schamanen selbst vorausgesagt worden, und wir würden bis 2022 warten müssen. Die darauffolgenden Ereignisse beeinflussten meine Sicht auf die Geschichte; ich begann, sie anders zu betrachten, wenn es um die mystischen Aspekte geht. Der Schamane hatte Recht gehabt: Er sprach von Krieg. Er sagte, dass es einen physischen und keinen spirituellen Krieg geben würde, wenn es ihm nicht erlaubt würde, Moskau zu erreichen. Es ist erstaunlich, dass er irgendwie alle Daten vorher gewusst hatte .“ Quelle
Text: Bernd Buder
07.11.2024 | 10:30 | Obenkino (OmeU)
08.11.2024 | 13:00 | Kammerbühne (OmeU + Simultanübersetzung)
Beata Bubenets, Mikhail Bashkirov
Beata Bubenets & Michail Bashkirov, Zosya Rodkevich, Daniil Rodiaonov, Vladimir Kopush
Richard Müller, Jan Cenek
Alexander Gabyshev, Jan Plihal, Kino “Peremen”, Mel’nitsa “Volkodav”
Filip Remunda, Tereza Horska, Vit Klusak
Beata Bubenets, Mikhail Bashkirov - Beata (author and director) was born in Yakoutsk and has a métis identity (half Yakut, half Ukrainian). A graduate of the Documentary School of Marina Razbezhkina, she began her career as a director in 2013. Beata filmed the revolution on the Maidan, events in Donbass, and the Russian annexation of Crimea in 2014. She has also filmed the activity of the Russian opposition and LGBTQ+ community in Russia. Her films have all taken part in international festivals such as IDFA, True / False Film Festival, Zagreb Dox,Brisbane IFF, Artdocfest, Lavr, Open City Doc, Documentary Film Festival in New York etc. She also directed the documentary series Russian Roulette(HBO, 2015) and worked as a camera woman for Welcome to Chechnya (nominated for an Oscar). After the Russian invasion of Ukraine, Beata emigrated to Paris in 2022.
Mikhail (author and director) is an anthropologist and screenwriter. He specialized in the indigenous communities of the North and Siberia and shamanism. Mikhail is the author of dozens of scientific publications and alaureate of the French national program PAUSE. He currently works at Paris 1 Panthéon-Sorbonne University. As a screenwriter, he has participated in several projects in the field of Yakutian cinematography.