NAKON LJETA

Maja, Städterin in ihren Mitt-30ern, kommt auf eine abgelegene dalmatinische Insel, um Erbangelegenheiten zu klären, von denen sie erst seit kurzem weiß, dass es sie gibt. Doch je mehr sie in das engmaschige gesellschaftliche Geflecht auf der Insel eintaucht, desto mehr nimmt sie von dem Vorhaben Abstand, das Erbe ihres Vaters, des Dorfpatriarchen Jakša Stipetić, einzuklagen. Der hat sie damals außerehelich gezeugt. Auch Maja gerät bald in amouröse Verstrickungen: mit Saša, der damit angibt, Karriere in New York gemacht zu haben, aber doch nur als einsamer Playboy auf seiner Insel vor sich hinlebt, und Ičo, Bürgermeister mit nostalgischer Kommunismus-Attitüde. Amouröse und politische Romantiker sind hier alle: im Hafencafé läuft erst „Bella Ciao“, dann singt man einen titoistischen Song, und irgendwann tritt Ex-Partisanin Ana, schon leicht dement, mit der Flinte auf ihren Balkon, weil sie der Meinung ist, die Faschisten kämen wieder. Dann sind da noch Ičos Alltagssorgen, weil sich keine Fachkräfte für sein Café mehr finden lassen, und um seine Cannabis-Plantage. Denn wenn die Polizei das rauskriegt, ist es aus mit der Bürgermeisterei. Sympathische Mentalitätsstudie von einer kroatischen Adria-Insel im milden Sommerlicht und mit unverwechselbaren Typen, wie es sie nur im echten Leben gibt. Regisseur Danis Tanović gewann 2002 mit NO MAN’S LAND den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film. Das Drehbuch stammt aus der Feder der Hauptdarstellerin Anja Matković, die dieses Jahr Teil der Internationalen Jury des FFC ist.

Text: Bernd Buder

05.11.2024 | 20:00 | Stadthalle (OmeU + Simultanübersetzung)

10.11.2024 | 14:30 | Weltspiegel Saal 2 (OmdU)