Sektion: Wettbewerb Spielfilm

KADA JE ZAZVONIO TELEFON

WHEN THE PHONE RANG

Iva Radivojević
RS/US, 2024, 73 Min

Ein Freitag im Jahre 1992, das Telefon klingelt, der Großvater ist tot. Gleichzeitig verliert das Mädchen, das hier das Telefon abhebt, ihr Land: Jugoslawien. Ein Film, in dem das Unterbewusstsein hochkommt. Gepackte Koffer, die Eltern stecken vorsichtshalber Waffen ein, der „Mann, der bellt“ erpresst die Familie. So vernebelt und doch so klar sind die Erinnerungen an die Zeit, als der Krieg vor der Haustür stand.

#feature #family #political

 

Performance

2024-11-09 | 15:30 Uhr
Weltspiegel Großer Saal
2024-11-08 | 10:30 Uhr
Weltspiegel Saal 2

Die Dauerschleife, mit der Iva Radivojević ihren Film konstruiert, ist eine Metapher für die Dauerschleife der Erinnerungen im Kopf. Welches war dieser Moment, als das Trauma sich seinen Weg brach? In diesem Fall jener Freitag, vormittags um 10:36. Ein Moment, der immer wieder kommt. Danach ging alles ziemlich schnell, die Heimat hat sich aufgelöst. Radivojević erinnert ihr eigenes Trauma und weiß, dass sie damit nicht alleine ist. Deshalb heißt das Land, das hier verloren geht, auch nur „das Land, das nicht mehr existiert“ [Orig.: “country that no longer exists”].

Die Regisseurin über den Zeitpunkt, ihren Film zu machen: „Nachdem ich Jugoslawien verlassen hatte, wuchs ich in Zypern auf. Dann lebte ich lange Zeit in den USA, bevor ich nach Griechenland zurückkehrte. Die Rückkehr in die Kultur, in der ich aufgewachsen bin, hat etwas ausgelöst. Man ist so mit dem Überleben beschäftigt, dass man keine Zeit hat, sich mit seinem Trauma auseinanderzusetzen, und irgendwann kommt es hoch und will mit einem reden. Es fühlte sich wie der richtige Moment dafür an, vor allem angesichts der Massenverschiebungen, die überall auf der Welt stattfinden." Für ihren Film findet Radivojević einen nachdenklichen, fast meditativen Tonfall. So füllt die allgegenwärtige Bedrohung und die lebenslange Erinnerung daran, was wir lapidar als „Heimatverlust“ bezeichnen, die Kinoleinwand: in leisen Tönen, zerrissen und omnipräsent.

Zitat 

Text: Bernd Buder

08.11.2024 | 10:30 | Weltspiegel Saal 2 (OmU, Englisch + Deutsch)

09.11.2024 | 15:30 | Weltspiegel Großer Saal (OmU, Englisch + Deutsch)

Drehbuch
Iva Radivojević
Kamera
Martin DiCicco
Ton
Leandros Ntounis @ I Heard Voices - Athens, Greece
Schnitt
Iva Radivojević
Musik
Iva Radivojević
Darsteller
Natalija Ilinčić / Srna Vasić / Vasilije Zečević / Danica Maksimović / Anton Augustinov/ Mila Drobnjak / Dunja Vladisavljević / Ivana Pančić / Ibro Sakić / Slavica Bajčeta
Produzent
Andrijana Sofranić Šućur | Marija Stojnić | Madeleine Molyneaux | Iva Radivojević
Produktion
Set Sail Films / Ivaasks Films / in association with Picture Palace Pictures
Co-Produktion
Genoveva Petrovits
Iva Radivojević

Iva Radivojević - Iva Radivojevic was born in Belgrade and spent her early years in Yugoslavia, Cyprusand eventually NYC. She is an artist and filmmaker who currently divides her time between Athens and Lesbos. Iva's films have screened at the New York Film Festival, New Directors/New Films, Rotterdam IFF, CPH:DOX, Berwick Film & Media Arts Festival, DocLisboa, Museum of Modern Art (NYC), Thessaloniki Biennale of Contemporary Art and were commissioned by ARTE La Lucarne and Field of Vision. She is the recipientof the Sundance Art of Non-Fiction Fellowship, Guggenheim Fellowship, JeromeFellowship, NYFA Fellowship, Princess Grace Special Project Award and Film Fellowship. Avenue of The Living, her new art book was recently published by Big BlackMountain Press. She’s a PhD candidate at Villa Arson in Nice.