Am Abend des 11. November fand das FilmFestival Cottbus (FFC) mit der Preisverleihung in der Stadthalle Cottbus einen feierlichen Abschluss seiner 27. Ausgabe, die mit über 21.000 Besuchern sogar einen Rekord feierte. Dabei durften vor allem polnische Filmemacher und Schauspieler jubeln. Die Regisseurin Anna Jadowska ging mit ihrem berührenden Drama WILDE ROSEN | DZIKIE RÓŻE als strahlende Siegerin aus dem Wettbewerb Spielfilm hervor. Ihre Hauptdarstellerin Marta Nieradkiewicz überzeugte die Jury und wurde als herausragende Darstellerin mit der LUBINA ausgezeichnet. I‘M A KILLER | JESTEM MORDERCĄ von Maciej Pieprzyca gewann den Spezialpreis für die beste Regie, sein Hauptdarsteller Mirosław Haniszewski als herausragender Darsteller des FFC die LUBINA. Neben den vier begehrten LUBINAS vergab das FilmFestival Cottbus Preise in einer Gesamthöhe von fast 80.000 EUR.
„Das Festival-Programm hat erneut die künstlerische und inhaltliche Vielfalt des osteuropäischen Kinos bewiesen. Das polnische Kino gehört traditionell zu den stärksten Filmlandschaften, die diesjährigen Preisträger bestätigen das. Die Jury belohnt so auch den Mut der polnischen Filmemacher sich vielfältigster Themen anzunehmen. Ich hoffe, dass das polnische Kino vielstimmig bleibt und so weiter einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Idee leistet“, kommentiert Bernd Buder, Programmdirektor des FilmFestival Cottbus.
Den Hauptpreis für den Besten Film des 27. FilmFestival Cottbus, dotiert mit 25.000 EUR, gestiftet von der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF), gewann WILDE ROSEN | DZIKIE RÓŻE von Anna Jadowska. Ihr packendes Psychogramm zeigt eine junge, überforderte Mutter, der ihr Leben in der polnischen Provinz entgleitet.
Die Internationale Festivaljury, bestehend aus Danilo Bećković, Yevgeny Gindilis, Prof. Dr. phil. Ursula von Keitz, Marcin Pieńkowski und Elīna Vaska, war sich einig: „Wir haben diesen Film ausgewählt, weil er der weiblichen Hauptfigur eine Stimme gibt. Sie erreicht damit unsere Herzen. Bewundernswert ist die Kombination aus visueller Vielfalt, einem hervorragenden Ton und vollendetem Filmschnitt. So wird das Betrachten des Films fast zu einer körperlichen Erfahrung.“
Mit dem Preis für eine herausragende Darstellerin, gestiftet von der Stadt Cottbus in Höhe von 5.000 EUR, würdigt die Jury darüber hinaus die Leistung von Marta Nieradkiewicz, der Hauptdarstellerin von WILDE ROSEN | DZIKIE RÓŻE. Das Werk der strahlenden Siegerin können Zuschauer am Sonntag, dem letzten Festivaltag, um 20 Uhr in der Stadthalle bewundern.
Den Spezialpreis für die beste Regie im Wert von 7.500 Euro, gestiftet vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), gewann I‘M A KILLER | JESTEM MORDERCĄ von Maciej Pieprzyca. „Der Regisseur nutzt eine breite Palette künstlerischer und filmischer Techniken, um seinem Publikum einen sorgfältig konstruierten und hochspannenden Handlungsablauf zu präsentieren. Dabei bleibt sich der Film immer treu und schafft ein lebendiges, psycho-logisches Portrait seiner Hauptfigur. Der Spezialpreis für die Beste Regie geht an einen visuell beeindruckenden Film, der sich fast unmerklich von einem Krimi in eine tiefe und gründliche Analyse der Verderbtheit der menschlichen Seele verwandelt“, begründete die Jury.
Auch in diesem Fall würdigte die Jury die Leistung des Hauptdarstellers Mirosław Haniszewski und zeichnete ihn mit dem Preis für einen herausragenden Darsteller aus – dotiert mit 5.000 Euro und gestiftet von der Sparkasse Spree-Neiße.
Im Wettbewerb Kurzspielfilm setzte sich der Beitrag ATLANTÍDA, 2003 | ATLANTIS, 2003 von Regisseur Michal Blaško durch. Er gewinnt den mit 1.500 EUR dotierten Hauptpreis, gestiftet von Druckzone, Cottbus. Die Jury – bestehend aus Emilio Sakraya, Svenja Böttger & Samaya Asgarova – begründete wie folgt: „Der Gewinner des Besten Kurzspielfilms zeigt uns gesellschaftliche Probleme anhand der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Die Kamera führt uns nicht nur durch die Geschichte, sondern nimmt den Zuschauer auch mit. Der Regisseur gibt seinen Schauspielern viel Freiraum und dem Publikum Zeit zu reflektieren.“
Regisseur Ruslan Bratov sicherte sich mit LALAY-BALALAY | MERRY-GO-ROUND den Spezialpreis in Höhe von 1.000 EUR, gestiftet von Druckzone Cottbus.
Schüler aus Polen, Tschechien und Deutschland bildeten die sechsköpfige Jury für den U 18 Wettbewerb Jugendfilm. Sie kürten das Biopic NAJLEPSZY | BREAKING THE LIMITS von Łukasz Palkowski zum Gewinner. Regisseur Łukasz Palkowski erhält den mit 3.000 EUR dotierten Preis für den besten Jugendfilm, gestiftet von der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Zu ihrer Entscheidung sagte die Jury: „Jeder Tag ist ein Kampf. Wir kämpfen um Liebe, um unsere Familie und unsere Träume. Wir fällen Entscheidungen und machen Fehler. Das Wichtigste jedoch ist: Wir geben nicht auf. Wir haben den Film BREAKING THE LIMITS von ŁUKASZ PALKOWSKI für seine authentische und berührende Geschichte ausgewählt. Wir bekommen die Gelegenheit, die Niederlagen und Siege eines Menschen zu verfolgen, zu sehen, wie aus einem Jungen ein Mann und schließlich ein Champion wird. Er rackerte, er kämpfte und er siegte.“
Im Rahmen des 27. FilmFestival Cottbus wurden weitere Preise vergeben: Den DIALOG-Preis für die Verständigung zwischen den Kulturen, gestiftet vom Auswärtigen Amt in Höhe von 3.000 EUR, erhält Regisseur Đức Ngô Ngọc für seine Dokumentation FAREWELL HALONG, die beim 27. FFC Weltpremiere feierte und im Focus Việt Nam ở châu Âu l Vietnam in Europa zu sehen war.
Lobend erwähnte die Jury SAMEBLOD | SAMI BLOOD von Amanda Kernell.
Mit dem Preis für den besten Debütfilm, gestiftet in Höhe von 3.000 EUR von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sowie der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, zeichnet die Jury den Beitrag BARI LUYS | GOOD MORNING von Anna Arevshatyan aus, ihr Bruder Eduard Arevshatyan nahm den Preis entgegen.
FIPRESCI-Jury und die Ökumenische Jury sorgten mit ihren Entscheidungen für WILDE ROSEN | DZIKIE RÓŻE für einen Preisregen für Regisseurin Anna Jadowska.
Bei den Besuchern kam BAREFOOT | BARFUSS besonders gut an. Regisseur Jan Svěrák darf den Publikumspreis in Höhe von 3.000 EUR, gestiftet von der Lausitzer Rundschau, mit nach Hause nehmen. Beim 27. FFC läuft der Hit am Abschlusstag um 12 Uhr in der Stadthalle.
Neuer Besucherrekord
An sieben Tagen präsentierte das 27. FilmFestival Cottbus fast 200 Filme aus 42 Ländern – darunter acht Weltpremieren, 25 Internationale Premieren und 85 Deutschland-Premieren. Mit über 21.000 Besuchern feierte das FFC einen neuen Rekord!
„Wir blicken zufrieden zurück auf eine wunderbare Festivalwoche. Die Cottbuserinnen und Cottbuser haben sich als hervorragende Gastgeber erwiesen. Zudem zeigt unser Rekord, dass wir in den Herzen der Menschen angekommen sind“, so FFC-Geschäftsführer Andreas Stein.
Das FilmFestival Cottbus stellt eindrucksvoll die Attraktivität des osteuropäischen Kinos unter Beweis. Fast 600 akkreditierte Fachgäste nutzten das Filmfestival als führende Plattform des osteuropäischen Films, um Kontakte zu knüpfen und sich ein Bild von aktuellen Branchenentwicklungen zu machen.
Programmhinweise
Sonntag, 12.11.2017
17.30 Uhr – Stadthalle – DIE LINIE | THE LINE | ČIARA
20 Uhr – Stadthalle – WILDE ROSEN | WILD ROSES | DZIKIE RÓŻE