Filmfestival-Flair im Januar: Tanz auf der Kippe im Glad House Cottbus

TANZ AUF DER KIPPE
TANZ AUF DER KIPPE © DEFA-Stiftung, Jürgen Brauer

Das FilmFestival Cottbus präsentierte am 11. Januar (19 Uhr) gemeinsam mit dem Obenkino Cottbus den Film TANZ AUF DER KIPPE im Glad-House-Saal.

Zum 27. FilmFestival Cottbus (7.-12.11.17) in der Sektion HEIMAT | DOMOWNJA geplant, konnte der Film leider aus technischen Gründen nicht gezeigt werden. Doch Dr. Grit Lemke, Kuratorin der Sektion, und kein Geringerer als Jurij Koch selbst, dessen Roman „Augenoperation“ als Vorlage für den Film diente, erzählten  kurzerhand den Film spannend und unterhaltsam nach. 
Zur Wiederholung der Vorführung am 11. Januar waren die beiden wieder zugegen.

 

TANZ AUF DER KIPPE   

Jürgen Brauer
Deutschland, 1990, 97 Min

Die Endzeit der DDR: Wut, Ohnmacht und die Suche nach Wahrheit in der Verfilmung von Jurij Kochs „Augenoperation“, einem der letzten und interessantesten DEFA-Filme. 
Der 17-jährige Gerat wird auf einer Müllkippe zusammengeschlagen und verliert das Augenlicht – Höhepunkt einer Reihe von Konflikten mit dem Vater, der Schule und der Staatsmacht.

„Wo führt das hin, wenn alle die Wahrheit sagen“, hört Gerat, als er das allgemeine Lügen nicht mehr mitmacht. Verständnis findet er nur bei seiner Lehrerin Claudia. Doch am Ende steht er allein, als er versucht, den Abtransport seines geliebten alten Gasometers gen Westen zu verhindern: „Die Republik feiert Geburtstag und wird verkauft.“ Vor dem Hintergrund der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 kommt es zum Showdown. In der Folgezeit bewegt sich Gerat in einer Welt zwischen Hell und Dunkel und resümiert die Ereignisse. Ob er wieder sehend wird, bleibt ungewiss – starke Metapher für die gesellschaftliche Situation in der Wendezeit, als der Film gedreht wurde. Doch auch heute beeindruckt die rebellische Figur des Gerat (Frank Stieren). Eine universelle Geschichte vom Erwachsenwerden und Aufbegehren, die in den Wirren der Nachwende zu Unrecht wenig Beachtung fand, sich aber neben den großen Coming-of-Age-Dramen des Weltkinos nicht zu verstecken braucht. (GL)