Auch in diesem Jahr lässt es das 31. FilmFestival Cottbus mit einigen Filmen wieder richtig krachen. Sie mixen die Genres und bringen dem Publikum spannende Unterhaltung. Zwischen halsbrecherischen Shootouts reflektieren pointierte Witze, abenteuerliche Liaisons und surreale Schicksalsgemeinschaften durchaus aktuelle gesellschaftliche Gegensätze. Vom Lachen über das Weinen bis zum Fürchten ist für jeden etwas dabei.
Es finden sich hochaktuelle Themen wie der Waldbrandinfero-Blockbuster FIRE (RU). In dem russischen Action-Thriller voller Drama und Humor von Alexey Nuzhny aus der Sektion Hits, der sich durch einen besonders hohen Produktionswert auszeichnet, durchkämpft eine Gruppe von Feuerwehrleuten die brennenden Wälder Sibiriens, um die Bewohner eines abgelegenen Dorfes zu retten, obwohl die aus lauter Sturheit gar nicht gerettet werden wollen. Aus Bulgarien kommt ESCAPE (BG) von Victor Bojinov, der seine Weltpremiere beim FFC haben wird und Stadt-Land-Gegensätze in Thriller-Form auf den Punkt bringt. Eine Landkommune in einem verlassenen Bergdorf trifft auf ein Bootcamp für Junkies, als einer der Klienten aus der Entzugsanstalt sich in die Aussteiger-Idylle flüchtet und in der Folge für mächtig Ärger sorgt. In der Sektion Spektrum treffen in GARBAGE THEORY (HU) von Ákos Badits romantische Sci-Fi Dramedy auf Feelgood-Musical und die autistische Wissenschaftlerin Panna auf Boy, einen tolpatschigen Alien im Beatles-Look. Gemeinsam müssen sie die Erde gegen Außerirdische verteidigen, die die Menschheit aufgrund ihres Zerstörungstriebs gegenüber anderen Welten auslöschen wollen. In der gleichen Sektion ballert sich der Geldeintreiber Munir in LOAN SHARK (RS) von Nemanja Ćeranić, einem fetzigen Film Noir mit Western-Motiven, durch die Steppenlandschaft der nordserbischen Vojvodina, während in Rasmus Merivoos KRATT (EE) unterhaltsam-verrückter Fabelwahnsinn auf Social-Media-Kritik trifft. Eine Gruppe von Kindern verscherbelt während des Smartphone-Entzugs auf dem Land die Seele der eigenen Oma an den Teufel und beschwört dadurch einen estnischen Kobold, genannt Kratt, der für mächtig Action sorgt.
Abgerundet wird das Ganze in der Sektion Hits von waghalsigen Verfolgungsjagden und politisch unkorrekten Witzen im serbischen Box-Office-Hit SOUTH WIND 2: SPEED UP (RS) von Miloš Avramović und dem ultimativen Feuerwerk des Brachialhumors in NIMBY (FI) vom für schräge Komödien berühmt berüchtigten Regisseur Teemu Nikki, dessen vorhergehender Film den provokanten Titel THE EUTHANIZER trägt. Das Coming Out der jungen Mervi bei ihren Eltern gerät zum Shootout der Vorurteile und bald heißt es Hetero gegen Homo, polygam gegen monogam, weltoffen gegen provinziell, vegan gegen alkoholkrank, Christ gegen Moslem, finnisch gegen deutsch, während sich unter der Haudrauf-Oberfläche unzählige Denkansätze um gesellschaftliche Gewissensfragen entfalten und damit die positive Ambivalenz der diesjährigen Genre-Vielfalt noch einmal unterstreichen.