Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls spürt das 29. FilmFestival Cottbus (5. – 10. November 2019) in der Sektion BLEIBT ALLES ANDERS? dem Filmschaffen der 1990er-Jahre in (Ost-)Deutschland, der Slowakei und Tschechien nach. Sieben Filme, zwischen 1990 und 2019 produziert, reflektieren aus unterschiedlichen Perspektiven soziale, kulturelle und ganz persönliche Entwicklungen.
„BLEIBT ALLES ANDERS? erzählt die Geschichten von Menschen und ergründet Identitätsfragen, die heute neu verhandelt werden müssen“, sagt Cornelia Reichel, Kuratorin der Filmreihe. „Die Erfolge rechtspopulistischer Parteien und ein allgemeines Protestverhalten stellen gerade in Ostdeutschland eine immer größere Herausforderung für die liberale Demokratie dar.“
Michael Erlers RUNDE TISCHE – DIE GREMIEN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION feiert seine Weltpremiere in Cottbus. Der Film ruft ein einzigartiges politisches Experiment in Erinnerung: Nach dem Ende der DDR kamen Bürgerrechtler, Politiker, Theologen und Oppositionelle am sogenannten Runden Tisch zusammen, um den gesellschaftlichen Wandel zu moderieren. Damals beteiligte Akteure wie Rainer Eppelmann, Wolfgang Tiefensee und Gregor Gysi reflektieren ihre Erfahrungen.
Eine Art Rahmen der Reihe bilden ALLES ANDERE ZEIGT DIE ZEIT von Andreas Voigt und Florian Kunerts FORTSCHRITT IM TAL DER AHNUNGSLOSEN. Voigt, in der DDR sozialisierter DEFA-Dokumentarfilmer, wertet im Stile eines Chronisten eigene filmische Beobachtungen der Nachwendedekade neu aus. Kunert, 1989 geboren und in der sächsischen Schweiz aufgewachsen, entführt mit seinem experimentellen Dokumentarfilm in eine faszinierende Welt von Nostalgie, Gastfreundschaft, Ahnungslosigkeit und fehlendem Fortschritt.
Beide Werke zeigt das FFC zum Auftakt der Sektion BLEIBT ALLES ANDERS? am 6. November nacheinander im Glad-House. Im Anschluss diskutieren die beiden ostdeutschen Dokumentaristen Kunert und Voigt im neuen Gesprächsformat Slow Talk (20.30 Uhr) über ostdeutsche Mentalitäten und Lebensläufe aus ihren unterschiedlichen Perspektiven.
FFC 2019 WARM-UP
Am 17. Oktober, 19 Uhr, laden das FilmFestival Cottbus und das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. im Rahmen der Filmreihe BLEIBT ALLES ANDERS? zur Vorführung von WIR WÄREN SO GERNE HELDEN GEWESEN von Barbara Metselaar ein.
Ort: Menschenrechtszentrum Cottbus (Bautzener Str. 140, 03050 Cottbus)
Nach dem FilmFestival Cottbus wird die Reihe BLEIBT ALLES ANDERS? mit weiteren Filmvorführungen im November und Dezember in Bochum, Hattingen, Dresden und Regensburg fortgesetzt.
BLEIBT ALLES ANDERS? wird gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
29. FFC – Terminhinweise:
Slow Talk zu „Perspektiven Ostdeutschland“
Mi 06.11. 20:30 Uhr im Glad-House
Mit Florian Kunert und Andreas Voigt.
Moderation: Cornelia Reichel
Slow Talk zu „30 Jahre später: Der Runde Tisch (oder Vom kurzen Weg einer demokratischen DDR-Verfassung zur Wiedervereinigung)“
Sa 09.11. 15:45 Uhr im Glad-House
Ein moderiertes Gespräch mit Protagonisten des Dokumentarfilms RUNDE TISCHE – DIE GREMIEN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION (Michel Erler, Deutschland 2019) sowie Zeitzeugen
Titelliste BLEIBT ALLES ANDERS?
ALLES ANDERE ZEIGT DIE ZEIT | TIME WILL TELL
ANDREAS VOIGT, DE 2015, 94 MIN
FORTSCHRITT IM TAL DER AHNUNGSLOSEN | PROGRESS IN THE VALLEY OF THE PEOPLE WHO DON'T KNOW
FLORIAN KUNERT, DE 2019, 67 MIN
DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER | THE GERMAN CHAINSAW MASSACRE
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF, DE 1990, 63 MIN
MEČIAR | DIE GIER NACH MACHT | THE LUST FOR POWER
TEREZA NVOTOVÁ, SK/CZ 2017, 89 MIN
DĚDICTVÍ ANEB KURVAHOŠIGUTNTÁG | DAS ERBE ODER: FUCKOFFJUNGSGUTNTAG | THE INHERITANCE OR FUCKOFFGUYSGOODDAY
VĚRA CHYTILOVÁ, CZ 1992, 120 MIN
VATERLAND | FATHERLAND
ULI M. SCHUEPPEL, DE 1992, 89 MIN
RUNDE TISCHE – DIE GREMIEN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION
MICHAEL ERLER, DE 2019, 90 MIN
07. Oktober 2019