Performance
Trailer
Nach dem Zweiten Weltkrieg lud die Sowjetunion in die USA exilierte Armenier ein, zurück in ihre Heimat zu kehren und ein „neues Armenien“ aufzubauen. 313 „Amerikatsi“ folgten diesem Aufruf, die meisten endeten als vermeintliche Spione oder „Kosmopoliten“ im Gefängnis. So auch der Genozid-Überlebende Charlie, der Held dieses Films. Auch seine Bekanntschaft mit der Ehefrau eines ranghohen Rote Armee-Offiziers bewahrt ihn nicht davor, ins Gefängnis zu wandern. Dort sitzt er zehn Jahre Haft ab, zwischen den freitäglichen Schlägen in der Folterzelle des „Ponchik“ und den sehnsüchtigen Blicken in die Wohnung gegenüber. Dort lebt Tigran, der nicht mehr als Maler arbeiten darf, weil er zu viele Kirchen gemalt hat, und stattdessen als Wachmann im Gefängnis sein Brot verdient, mit seiner Frau. An deren Leben, Liebe, Leidenschaften, Familienfesten und Ehestreitigkeiten nimmt Charlie als dritter Mann teil. Vom Fenster seiner Gefängniszelle aus ist er nur Beobachter und doch mitten drin.
So vergehen die Jahre zwischen Knastwillkür und einem imaginierten Zuhause, Charlie wird Zeuge von Zuneigung und Streit, opulenten Festen und Einsamkeit. Die Tragikomödie kommt fast ohne gesprochene Worte aus und nimmt die Machtmechanismen in der Stalinistischen Sowjetunion ernst genug, um nicht in eskapistischen Kitsch abzugleiten. Der Regisseur spielt selbst die Hauptrolle und tut das hervorragend.
Text: Bernd Buder
08.11.2024 | 19:00 | Stadhalle (OmeU + Simultanübersetzung)
09.11.2024 | 13:00 | Kammerbühne (OmeU + Simultanübersetzung)
Michael A. Goorjian
Ghasem Ebrahimian
Andranik Berberyan
Michael A. Goorjian, Hovik Keuchkerian, Nelli Uvarova, Mikhail Trukhin, Narina Grigoryan, Jaen-Pierre Nshanian
Michael A. Goorjian -