SEKTION: Ralf Schuster
Ralf Schuster über den Film als Subkulturelles No-Budget Projekt
Als ich 1980 meinen ersten S8-Film drehte, steckte die Video-aufzeichnung auf Magnetbändern noch in den Kinderschuhen. Inzwischen sind die Magnetbänder schon lange veraltet und Taschentelefone können von der Aufnahme bis zum Upload alle Arbeitsschritte des Filmemachens zumindest ansatzweise realisieren. Aber die Technik ist nur ein Teil des Filmemachens.Am Anfang eines jeden Films steht der kreative Wille, etwas mitzuteilen. Vom Willen hatte ich genug, vielleicht sogar zu viel und fühlte mich dazu berufen, nicht nur Filme zu machen, sondern auch Musik, Kunst, Texte und Geschichten zu schreibenund ein Fanzine (Anm. d. Red.: Magazin, das von Fans für Fans gemacht wird) herauszugeben. Professionelle Technik war zu teuer, das Schreiben von Förder-geldanträgen zu langwierig und wenig erfolgversprechend, aber es fand sich immer ein Weg, auch mit billigen Methodenzum Ziel zu kommen. Diese Strategie nannte man in den beginnenden 1980er-Jahren „Genialer Dilettantismus“ und fand bei Super8-Aktivist*innen regen Anklang. Als sich die Technik weiterentwickelte, war das dennoch kein Grund, die Filme cineastischer zu gestalten. Stattdessen bot sich die Möglichkeit, mit weniger Aufwand mehr Filme zu erzeugen. Das Erzählen von Geschichten, die Arbeit mit Dialogen und die schöne Erfahrung, gemeinsam mit Freunden und Freun-dinnen einen Film zu schaffen, motivierten mich 40 Jahre lang neben meiner bezahlten Arbeit aus künstlerischem Antrieb, ohne Sponsor*innen und ohne Budgets Filme zu drehen.
Das Filmgespräch mit Ralf Schuster: "Film als Subkulturelles NoBudget-Produkt: Ausgewählte Werke von 1987-2020"
findet statt am Do, 10.11. 19:00 im Obenkino