SEKTION: Stau 1990/2020

In den 1990er-Jahren gehörte der Zulauf für rechtsextreme Parteien und rechtsextreme Subkulturen zu den hässlichen Begleiterscheinungen des Vereinigungsprozesses im Osten Deutschlands. Ähnlich wie heute strebte die „Neue Rechte“ damals eine Deutungshoheit zu bestimmten Themen an, ähnlich wie heute spielten jugendliche Subkulturen eine tragende Rolle „auf der Straße“, ähnlich wie heute gab es Orte, die zu „Hotspots“ des Rechtsextremismus wurden. Kriminologen und Filmemacher erkundeten in den letzten Jahren der DDR ein Thema, das nicht in das offizielle Erscheinungsbild des Sozialismus passte und als „Rowdytum“ verharmlost wurde. Nach der Wiedervereinigung folgten die „Baseballschlägerjahre“, es kam zu einer Häufung gewalttätiger Übergriffe, oft mit tödlichen Folgen für die Opfer. Die Angriffe auf die Wohnheime in Hoyerswerda, Wittenberge und Rostock-Lichtenhagen gehören zu den traurigen Höhepunkten – wie heute die Hetzjagd auf Ausländer in Chemnitz, der Anschlag auf die Synagoge in Halle und die Reichskriegsflaggen vor dem Bundestag.

In der Grauzone zwischen Protestverhalten, Gegnerschaft zur sozialistischen Staatsdoktrin und politischer Überzeugung hatten sich rechtsextreme Subkulturen herausgebildet. Die gegenwärtige Renaissance symbolischer, rechtsextremer Aktionen erinnert fatal an diese Jahre. STAU 1990/2020 geht mit filmischen Beispielen zurück in die 1990er-Jahre. Filmemacher, Zeitzeugen und Experten diskutieren gemeinsam die damaligen Vorgänge aus heutigem Blickwinkel: Welche Langzeitwirkung haben die „Baseballschlägerjahre“ für die anhaltende Verrohung und Bedrohung der politischen Kultur in Ostdeutschland vom rechten Rand?

Neben Filmschaffenden sind im Anschluss an verschiedene Vorführungen Zeitzeugen und Experten zu Gast: die Sozialarbeiterin, Zeitzeugin und Rechtsextremismus-Expertin Barbara Domke, Cottbus (UNSERE KINDER, LORD OF THE TOYS und der Kriminalist, Rechtsextremismus-Experte und Mitbegründer der Initiative Exit-Deutschland, Bernd Wagner, Berlin (JORGE – TOD EINES VERTRAGSARBEITERS, UNSERE KINDER). BB

Die Reihe „Stau 1990/2020“ wird unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.


PANEL | Gestern und Heute - Rechtsextremismus in Ostdeutschland 

Panel zur FFC-Sektion STAU 1990/2020, moderiert von Christoph Polster. 

Gäste 
Tamara Milosevic, Regisseurin von ZUR FALSCHEN ZEIT AM FALSCHEN ORT

Matthias Heeder, Regisseur von JORGE – TOD EINES VERTRAGSARBEITERS
Ray Kokoschko, Rechtsextremismusexperte von demos – Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung

LIVE am 9. Dezember, 19 Uhr (danach als Aufzeichnung weiterhin verfügbar)
Zum Video: HIER klicken.


PODIUMSDISKUSSION | Ostdeutscher Rechtsextremismus im Film

Podiumsdiskussion zur FFC-Sektion STAU 1990/2020 mit Filmemachern und Zeitzeugen, moderiert von Programmdirektor Bernd Buder.

Gäste
Thomas Heise, Regisseur von STAU – JETZT GEHT'S LOS
Pablo Ben Yakov, Regisseur von LORD OF THE TOYS
André Krummel, Drehbuchautor von LORD OF THE TOYS
Barbara Domke, Sozialarbeiterin, Zeitzeugin, Rechtsextremismus-Expertin

LIVE am 13. Dezember, 19 Uhr (danach als Aufzeichnung weiterhin verfügbar)
Zum Video: HIER klicken.