SEKTION: Special: Belarus

Lange wurde Belarus von der Europäischen Union als „letzte Diktatur Europas“ verpönt und ausgegrenzt. Doch zunehmend gewinnt es an Bedeutung: so vermittelt Belarus im Ukraine-Russland-Konflikt zwischen der EU und Russland.

Filmisch ist das Land im hiesigen Bewusstsein ebenfalls eher ein weißer Fleck. Schon 1928 wurde das Filmstudio „Savetskaya Belarus“ gegründet. Zur Sowjetzeit wurden hier vor allem Partisanenfilme gedreht. Aber auch mit seinen zahlreichen Kinderfilmen hat sich das 1946 in „Belarusfilm“ umbenannte Studio einen Namen in der Branche gemacht. Heute werden in dem gerade mit großem finanziellen Aufwand modernisierten staatlichen Studio vor allem Fernsehfilme und Serien gedreht, meist russische Aufträge.

Der belarussische Staat unterstützt Filmproduktionen finanziell. Entsprechende Anträge müssen direkt beim zuständigen Kulturministerium gestellt werden. Dieses vergibt die Gelder jedoch vorzugsweise an Projekte, die dem Staat positiv gegenüber eingestellt sind und politisch-ideologisch der offiziellen Linie folgen. In den letzten Jahren hat sich daher eine unabhängige Szene gebildet, die ohne staatliche Förderung mit eigenen Mitteln Filme dreht. Die selbstbewussten Filmschaffenden setzen sich in überraschend kritischer Weise mit den gesellschaftlichen Realitäten in Belarus auseinander. Es entstand eine beachtliche Anzahl von Spiel- und Dokumentarfilmen mit großer thematischer wie auch formell gestalterischer Vielfalt. Mit der vorliegenden Auswahl möchte das FilmFestival Cottbus einen Einblick in die gegenwärtige Filmlandschaft Belarus geben. MM