Mit Andreas beim Osterreiten, Michaela beim Singen sorbischer Kirchenlieder im Chor und beiden bei der Wallfahrt nach Rosenthal erleben wir eine nahezu intakte Tradition. Deutlich wird, auch in Gesprächen mit dem Ralbitzer Priester, wie eng diese mit der katholischen Religion verknüpft ist und deren große integrierende Kraft. Gleichzeitig wettert eine Predigt gegen das „gottlose Treiben“ der Jugend, klagt der Braschka über größer werdende deutsche Anteile in sorbischen Hochzeiten und treffen wir junge Sorben, die ihre Sprache kaum noch sprechen. Und auch Michaela wird nicht in Tracht, sondern in weiß heiraten. Die Idylle ist brüchig – auch wenn die Lieder von Měrćin Weclich eindringlich mahnen, die eigenen Wurzeln nicht zu kappen.
Im sorbischen Umfeld wurde der Film kontrovers diskutiert, zeigt er doch Brauchtum nicht als Idealtypus, sondern als dynamische, gelebte Praxis – während Bräuche hier gern als scheinbar unveränderlich in ihrem vermeintlich „korrekten“ Ablauf dargestellt werden. GL
Beta S | Doc. | Farbe / colour
Edmund Ballhaus
Anja Müller
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Edmund Ballhaus - geboren 1954 in Echte. Er initiierte und leitete den Studienschwerpunkt „Visuelle Anthropologie“ an der Georg-August-Universität Göttingen. 1990 gründete er die Gesellschaft für den kulturwissenschaftlichen Film. Er drehte und produzierte Dokumentarfilme für Hochschulen, Schulen, Museen und TV-Sender.
SCHERBENWIESE IM GRENZGEBIET (1991)
ÜBER DER KOHLE WOHNT DER MENSCH (1996)
LETZTE AUSFAHRT LOGGER (2007)
WEGE ÜBER DEN FLUSS (2008)