Tallinn im November 1924. Der erste Weltkrieg ist sechs Jahre her und die junge estnische Republik muss gesellschaftliche Spannungen aushalten, die mit der neuen Staatsordnung nicht gelöst werden konnten. Diesen Unmut nutzen kommunistische Kämpfer dazu, einen Putsch gegen die estnische Regierung vorzubereiten.
Der Film zeigt die Atmosphäre sowie die politischen Verstrickungen der letzten Tage vor dem Putschversuch und dessen Niederschlagung. Im Mittelpunkt und als Indikator für den Zustand der estnischen Gesellschaft stehen Tanel und Anna Rõuk. Das junge Paar träumt von einem Leben in Paris. Die Unzufriedenheit mit der Kargheit des eigenen Daseins bringt Anna dazu, den pflichtbewussten Soldaten Tanel zu dieser Reise zu überreden. Diese angedeutete Diskrepanz wird im weiteren Verlauf der Geschichte verstärkt, als sich herausstellt, dass Annas Vergangenheit Verbindungen zu den kommunistischen Putschisten aufweist.
In düsterer Stimmung erzählt, versinnbildlicht der Film den Willen und die Überzeugung der Esten, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Die Wandlung Annas und Tanels stehen hierfür exemplarisch – und ihre Entscheidung, den Zug ohne sie nach Paris fahren zu lassen, bleibt als letztes Bild stark im Gedächtnis.
Mit diesem bisher teuersten estnischen Film wird das Bild einer selbstbewussten und unabhängigen Gesellschaft geschaffen. Als staatliche Auftragsarbeit nicht immer einen unparteiischen Blick gewährend, spricht er nationale Gefühle an und schafft dem gesellschaftlich wichtigen Datum ein visuelles Denkmal. MK
35 mm | Farbe / colour
Lauri Vahtre, Mihkel Ulman
Kjell Lagerroos
Mart Otsa
Silver Vahtre
Sven Grünberg
Sergo Vares, Liisi Koikson, Tõnu Kark, Mait Malmsten, Tambet Tuisk, Carmen Mikiver, Ain Lutsepp, Emil-Joosep Virkus
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Asko Kase - geboren 1979. Schloss 2002 sein Studium der Visuellen Gestaltung an der Universität Tallinn ab. Arbeitet momentan für die größte Produktionsfirma Estlands Ruut.
HUNDI AGOONIA (2006)
ZEN LÄBI PRÜGI (2007, short)
EESTI RULETT (2008, short, Cottbus 2008)