Seit Beginn der Kriege im ehemaligen Jugoslawien befindet sich die serbische Industriestadt Bor, die eine der größten Kupferminen Europas beherbergt, im wirtschaftlichen Abwärtstrend. Die 54.000-Einwohner-Stadt ist geprägt von Arbeitsplatzabbau und Abwanderung. Die riesige Grube, in der das Erz abgebaut wird und die derzeit zum Verkauf steht, wurde zum Symbol des wirtschaftlichen Stillstands einer ganzen Region und zum Motiv zweier Filme, die international für Aufmerksamkeit sorgten: Nikola Ležaićs TILVA ROŠ (2009, Cottbus 2010) und Oleg Novkovićs BELI, BELI SVET (2010, Hauptpreis Cottbus 2010).
Dieser Dokumentarfilm von 2006 ist von einem Projekt inspiriert, das 2005 in Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden und Laiendarstellern aus Bor durchgeführt wurde. Gemeinsam mit seiner Skript-Koautorin Milena Marković ging der Regisseur damals nach Bor, um ein Theatervorhaben zu dokumentieren, in dessen Rahmen Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ adaptiert wurde. Hinter den Proben für das Bühnenstück portraitiert die Doku das Lebensgefühl einer Stadt, deren Bewohner lernen mussten, mit der sozialen Unsicherheit zu leben und der Verzweiflung zu trotzen. In langen Nächten wird gesungen und geredet, getrunken und geraucht, verschwindet das Abstiegsszenario in den Straßen da draußen hinter endlosen Gesprächen über Kunst, Kultur, Staat, Politik, Oligarchen, Jungen und Mädchen. Damit zeigt der Film die marginalisierte Industrieprovinz beeindruckend anders als klischeehafte Sozialreportagen: Dem Regisseur geht es nicht um den Symbolwert, sondern die Seele dieser Stadt. BB
Digibeta | Doc | Farbe / colour
Milena Marković, Oleg Novković
Miladin Čolaković
Dario Janković
Miroslav Mitrašinović
Saša D. Lović, Miroslav Mitrašinović, Ljiljana Martinović, Aleksandar Milojeviić, Aleksandar Popović
Oleg Novcović
oleg.novkovic@gmail.com
Oleg Novković - geboren 1968 in Belgrad, Jugoslawien (heute: Serbien). Studium der Film- und Fernsehregie an der Kunsthochschule seiner Heimatstadt. Sein letzter Spielfilm BELI, BELI SVET (2010) erhielt 2010 den Hauptpreis beim FilmFestival Cottbus.
KAŽI SAŠTO ME OSTAVI (1993, Cottbus 1994)
NORMALNI LJUDI (2001, Cottbus 2001)
DECA (2003, doc)
RUDARSKA OPERA (2005, doc)
SUTRA UJUTRA (2006, Main Prize for Best Film, FIPRESCI Award, Distribution Support Prize Cottbus 2006)
BELI, BELI SVET (2010, Main Prize for Best Film Cottbus 2010)