Ete bolory

Ihre Erfahrungen als Kurzfilm- und TV-Regisseurin kamen Natalya Belyauskene in Ete bolory gewiss zu Gute; die Handlung besteht aus kurzen, miteinander verwobenen Episoden. Auch die Perspektive einer in Russland ausgebildeten und dort arbeitenden Filmemacherin ist dem Spielfilmdebüt dienlich. Es folgt der Protagonistin Sasha auf ihrer Reise von Samara nach Yerevan. Sie hat Gurgen, den Kriegskameraden ihres Vaters, ausfindig gemacht; er soll sie zum Grab ihres Vaters bringen, auf das sie eine Birke pflanzen möchte. Zum Verständnis der Handlung ist etwas historisches Hintergrundwissen unerlässlich: Vor zwanzig Jahren, im Krieg um Berg-Karabach (1988-1994), kämpfte Sashas Vater in der armenischen Armee. Ihre armenische Mutter kam aus Karabach und wurde während des Pogroms von Sumgait getötet. So macht sich Sasha mit Gurgen auf den Weg. Er führt sie zu zwei weiteren Kriegskameraden, Hoso und Dero – anscheinend, um das Grab zu finden; im Grunde jedoch, um die Reise hinauszuzögern und die Wahrheit zu vertuschen. Denn Sashas Vater ist im Land des Feindes begraben.

Das Road Movie ist ein geeignetes Genre für einen Film, der im Wesentlichen ein Versuch ist, die Wahrheit zu erzählen – über die Vergangenheit, Schuld und Fehler. In teils komischen, teils ernsten Szenen beleuchtet der Film zudem den Reichtum armenischer Bräuche und zeichnet damit ein etwas touristisches Porträt des Landes.