djeca – children of sarajevo

Rahima arbeitet in einem schicken Restaurant in Sarajevo. Der Job ist hart und wenn sie nach Hause kommt, muss sich die junge Frau um ihren pubertierenden 14-jährigen Bruder Nedim kümmern. Der sitzt meist am Computer und geht nur unregelmäßig zur Schule. Die beiden Geschwister leben allein. Ihre Eltern haben sie während des Bürgerkriegs verloren. Als Nedim in der Schule von dem neureichen Sohn eines Ministers gehänselt wird, schlägt er zurück. Daraufhin soll Rahima den Schaden – ein kaputtes iPhone – ersetzen. Das würde die 23-jährige mindestens drei volle Monatsgehälter kosten.

Die Regisseurin zeichnet in ihrem zweiten Spielfilm kein schmeichelhaftes Bild vom Leben in Sarajevo. Die Folgen des Krieges sind unübersehbar und die Gesellschaft driftet auseinander – in Gewinner und Verlierer. Rahima ist Muslima und trägt ein Kopftuch. Ihr Bruder behauptet, er würde deswegen in der Schule regelmäßig provoziert. Aber Rahima kämpft. Gegen den Minister, gegen die Sozialarbeiterin und für ihren Bruder, der am Rande der Kriminalität steht. Am Ende sind sich wenigstens die Geschwister näher gekommen; ein Hauch von Hoffnung an einem trüben Weihnachtstag.

Fast dokumentarisch arbeitet die Regisseurin mit Bildern einer omnipräsenten Handkamera, die ihr Ehemann Erol Zubčević führte. Der Film beobachtet, legt den Finger vorsichtig auf Wunden der Gegenwart und Vergangenheit. Dabei wird  vieles nur angedeutet und es bleibt dem Zuschauer überlassen, die Lücken dieser prägnanten Geschichte zu füllen. JT