Nachdem er in früheren Werken aufzeigte, was an sorbischem Leben überliefert ist, spürt Konrad Herrmann hier erstmals in dieser Offenheit die schmerzhaften Leerstellen auf – was in der sorbischen Öffentlichkeit kontrovers aufgenommen wurde (man versuchte, die Ausstrahlung des Films zu verhindern). Zugleich wird ausgesprochen, was früher nur in Bildern angedeutet werden konnte: die fundamentale Rolle der Kirche, der Familie und des Dörflichen für das Sorbische und seine Zerstörung durch die Devastierung im Zuge des Braunkohleabbaus, aber auch durch die Perspektivlosigkeit nach der Wende. Dabei geht es immer um das Zusammenleben zweier Völker und die „aggressive Dominanz“ des Deutschen.
Eine in Jahrhunderten verfestigte Erfahrung, die dabei konstatiert wird, hat sich (nicht nur) in Bautzen ganz aktuell bestätigt: „Ein großer Teil der Deutschen hat Probleme, mit anderen Völkern zusammenzuleben.“ Offenbar stellt Herrmann hier Fragen, die die Zeit nicht beantwortet, sondern verschärft hat. GL
DVD | Farbe / colour
Wolf Oschlies, Konrad Herrmann
Ulrich Wrede, Jürgen Partzsch
MDR, BR
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Konrad Herrmann - geboren 1948 in Bautzen. Er studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ und wechselte 1986 vom Staatsfernsehen der DDR in das DEFA-Dokumentarfilm-Studio. Ab 1994 war er freischaffender Regisseur und Autor und ist Gründer der Film- und Fernsehproduktionfirma HerrmannFilm Berlin.
RUBLAK – LEGENDA WÓ WUMĚRJANEM KRAJU (1983)
ALLTAG DER TRÄUME (1986, short, exp)
LIEB GEORG (1988, doc)
DIE ANGST UND DIE MACHT (1989, doc)
HONECKERS ZERMONIENMEISTER (1991, doc)
LEBEN GEGEN DIE ZEIT (1993, doc, Cottbus 2016)
SIEG ÜBER DEN HASS (1995, doc, Cottbus 2016)
EIN ALTROCKER IN AMT UND WÜRDEN (1998, doc)
IM UNRUHESTAND (2004, doc)