Performance
Trailer
In der ČSSR herrscht Staatssozialismus und die totalitäre Regierung steht unter dem Einfluss des Kremls in Moskau. Protagonist Tomáš arbeitet beim tschechoslowakischen Radio, wo sein Chefredakteur Schritt für Schritt gegen die Zensur kämpft. Mit dem Prager Frühling 1968 kommt endlich Veränderung, man darf jetzt auch andere Nachrichtendienste abonnieren außer sowjetische und inländische. Doch Moskau gehen die Prager Reformen zu weit. Tomáš wird vom Staatssicherheitsdienst zur Kooperation gezwungen und hat Angst um seinen Teenager-Bruder Pavel, der auf der Straße antisowjetische Flugblätter verteilt. Mit dem Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die ČSSR im August 1968 ist es mit der neuen Freiheit vorbei. Draußen kommt es zu Straßenschlachten und Toten. Tomáš und seine Kolleg*innen senden jedoch aus dem Untergrund weiter und dokumentieren auf mehreren Sprachen das Geschehen, für die einheimische Bevölkerung ebenso wie Hörer*innen im Ausland.
Regisseur Jíří Mádl erzählt in seinem Film das historische Ereignis aus der Perspektive seines Protagonisten Tomáš, der zunehmend durch seine Mitarbeit im Radio und die Erfahrungen mit der Zensur politisiert wird. Neben den fiktiven Figuren tauchen die wichtigen Persönlichkeiten der Zeit auf, z.B. Milan Weiner, Chefredakteur der internationalen Abteilung des Radios oder Alexander Dubček, Politiker und eine der Leitfiguren des Prager Frühlings. Mádl kombiniert dabei Archivaufnahmen mit neu gedrehten Szenen mit den Schauspieler*innen und erschafft so einen extrem authentischen und mitreißenden Film.
Neben Tomáš und Pavel steht die Geschichte des tschechoslowakischen nationalen Radios in WAVES im Mittelpunkt und damit auch die Bedeutung von Presse- und Meinungsfreiheit. Das Radio in der Tschechoslowakei spielte bereits 1945 beim Prager Aufstand und der Befreiung von der deutschen Besatzung eine zentrale Rolle. Während des Einmarsches des Warschauer Pakts im August 1968 war es Sprachrohr der Reformbewegung und sendete noch nach der Einnahme des Studios durch die Besatzer aus dem Untergrund, um die Bevölkerung und die Weltgemeinschaft über die dramatischen Ereignisse der Besatzung zu informieren.
Besonders relevant wird der Film auch vor dem Hintergrund des aktuellen Krieges in der Ukraine. Der Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten 1968 wird bis heute in Tschechien und der Slowakei als von Russland gesteuert wahrgenommen. Ein nationales Trauma, dass die gegenwärtige Perspektive auf den russischen Angriffskrieg stark bestimmt.
Text: Charlotte Kühn
07.11.2024 | 10:00 | Glad-House (OmeU + Simultanübersetzung)
10.11.2024 | 18:00 | Stadthalle (OmeU + Simultanübersetzung)
Jiří Mádl
Martin Žiaran
Viktor Ekrt
Simon Goff
Vojtěch Vodochodský, Stanislav Majer, Táňa Pauhofová, Ondřej Stupka, Martin Hofmann, Tomáš Maštalír, Igor Bareš, Marika Šoposká, Vojtěch Kotek, Petr Lněnička, Matyáš Řezníček, Jan Nedbal, Jacob Erftemeijer, Petr Halíček
Jiří Mádl - Jiří Mádl (*1986) is a director, script writer and actor. He graduated from Social and Mass Communication at the University of J.A. Comenius, and screenwriting at the New York Film Academy.
His second feature On the Roof (2019) won Grand Newcomer Award Mannheim-Heidelberg, within the Czech Lion Awards had 7 nominees, and Audience Award at IFF Karlovy Vary.
Jiri's directorial debut To See the Sea, (2014) was awarded at the CFC Award and became the discovery of the year and was nominated for the Czech Lion Awards. The film won a total of 17 awards at international film festivals, including SEOUL YIFF, MONTREAL ICFF, VOICES European Film Festival, MOTOVUN IFF, IFF ZLIN and more.