Klass Korrektsii

Lena sitzt im Rollstuhl. An ihrem ersten Schultag an der neuen Schule landet sie deshalb in einer Art Sonderklasse für Schüler, die von der Norm abweichen: Kleinwüchsige, schwer Erziehbare, Epileptiker, Jugendliche mit Down-Syndrom. Sowohl die Lehrerinnen als auch die „normalen“ Schüler vermitteln ihnen mehr als deutlich, dass sie Außenseiter, fast Geächtete, sind – eine Tatsache, die die kleine Gruppe noch mehr zusammenschweißt. Lena, die herzlich aufgenommen wird, gliedert sich gut ein und gemeinsam machen sie die russische Kleinstadt unsicher. Dennoch fiebert Lena der Tagung des Lehrerkomitees entgegen, in der über eine Versetzung in eine Standardklasse entschieden wird. Denn sie möchte lernen und ist unterfordert von dem anspruchslosen Sonderschulunterricht. Ebenso ergeht es Anton, der mehr und mehr ihre Nähe sucht. Als sich die beiden näher kommen, reagiert der an Meningitis leidende Misha extrem eifersüchtig. Ohnmächtig greift er, unterstützt von der gemeinsamen Clique, zu immer brutaleren Methoden, um sich an Lena zu rächen.

In seiner Coming-of-Age-Geschichte ist Regisseur Ivan T. Tverdovsky ganz nah dran an seinen jugendlichen Protagonisten; mit der Handkamera folgt er ihnen bis auf die Eisenbahngleise, auf die sie sich legen, um den schmalen Grat zwischen Leben und Tod zu spüren. Doch der Film will noch mehr: Er zeichnet auch das Bild einer Gesellschaft, in der die Menschlichkeit auf der Stecke bleibt – und die sich dadurch ihre eigenen Monster schafft.