Obeť

Die Ukrainerin Irina ist alleinerziehende Mutter, arbeitet als Putzfrau seit etlichen Jahren in Tschechien und möchte die tschechische Staatsbürgerschaft beantragen. Doch plötzlich wird ihr Sohn Igor überfallen und landet schwer verletzt im Krankenhaus. Im Internet bildet sich eine Solidaritätsbewegung für den 15-Jährigen, doch de facto hetzt sie gegen Roma und vereinnahmt den Vorfall politisch. Schnell wird der Ruf nach mehr Sicherheit laut, die Bürgermeisterin wird beschimpft, Rechtsextreme organisieren eine Demo, Irina bekommt von der Stadt als Trostpflaster eine schönere Wohnung vermittelt. Doch bald findet sich Irina zwischen den Stühlen wieder, denn Igor hat nicht die ganze Wahrheit gesagt … Mit erheblicher Spannung schildert der slowakische Regisseur Michal Blaško sein Drama voller Wendungen, aber auch die Entbehrungen eines Lebens in einer ärmlichen Plattenbausiedlung sowie den Traum von sozialem Aufstieg. Für Solidarität mit anderen bleibt da kaum Platz in einer Gesellschaft, in der Antiziganismus allgegenwärtig ist und ökonomische Zwänge Menschen erpressbar machen. Ein Film, der unmoralische Kompromisse für ein Leben in einer vermeintlich besseren Welt exemplarisch veranschaulicht.

Text: Kira Taszman

 Stadthalle: Originalversion mit engl. Untertitel + dt. Simultanübersetzung