In Velika Hoča im südlichen Kosovo scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gibt kaum Handyempfang, die Einwohner*innen kämpfen mit Wind und Schnee und leiden unter den neuen politischen Realitäten. So beschwört man die eigene Kultur und Tradition, und ist stolz auf den frisch gebackenen Nobelpreisträger Peter Handke, der den Ort mit „Die Kuckucke von Velika Hoča“ (2009) literarisch verewigt hat. Für viele Serb*innen ist Handke „unser zweiter Nobelpreisträger nach Ivo Andrić“. Daher möchte die kleine Gemeinde für den Autor eine Gedenktafel errichten. Doch der wird dann von der Regierung in Pristina zur Persona Non Grata erklärt. Es entsteht eine lakonische Betrachtung über das kulturelle Selbstverständnis der serbischen Minderheit mitten im Kosovo. Deren nostalgisierender Pathos wird allmählich genauso zur Routine, wie die Sehnsucht nach dem Hoffnungsträger, nach dem starken Mann, der alles richten wird.
Text: Jörg Taszman
Glad-House/Obenkino: Originalversion mit engl. Untertitel
Goran Radovanović - Geboren 1957 in Belgrad. Abschluss des Studiums der Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät in Belgrad im Jahr 1982. Zwischen 1977 und 1980 hielt er sich mit einem Stipendium des Goethe-Instituts in München auf. Nach seiner Rückkehr nach Belgrad arbeitete er als Autor und Regisseur von Spiel- und Dokumentarfilmen.Er ist Mitglied der Europäischen Filmakademie in Berlin und des serbischen Filmkünstlerverbandes.Er arbeitete als Gastprofessor an der EICTV (International Film and Television School), San Antonio de los Banos, Kuba, VGIK, Moskau, Oberlin College, Ohio, USA, ESAP - Escola Superior Artística do Porto, Portugal, DFFB, Berlin.Seine Filme wurden auf zahlreichen Filmfestivals weltweit gezeigt und ausgezeichnet.Er war als Tutor bei Workshops tätig, die von EDN (European Documentary Network) auf zahlreichen Filmfestivals organisiert wurden.