Sektion: What´s left?

Den Ukrainskoho Dobrovoltsia

ONE DAY IN UKRAINE

Volodymyr Tykhy
UA, 2022, 78 Min

Realdystopische Beobachtungen am "2944. Tag des Krieges" in der Ukraine – vom Beginn der Konflikte um den Maidan gezählt. Frauen, Alte und Kinder suchen Schutz im U-Bahntunnel, eine Frau füttert streunende Hunde, während die Sirenen heulen, an der Front werden Drohnen in den Krieg geschickt. Kontemplative Beobachtungen eines erschreckenden Alltags: das hier ist kein Film, das ist Realität.

Volodymyr Tykhy gehört zu den Gründungsmitgliedern des Filmschaffendenkollektivs „Babylon ‘13“, das schon die Maidan-Proteste filmisch protokollierte. Das Material über den Kriegsalltag seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stammt von zwölf Kameramännern, gefilmt wurde am 14. März, dem „Tag der Freiwilligen“, der den Kriegsfreiwilligen gewidmet ist. Es beginnt am Vorabend mit einer Fahrt in den U-Bahn-Schacht, wohin die Menschen geflüchtet sind und warten, bis die Raketenangriffe vorbei sind. Inmitten der beängstigend geduckten Stille wird zwischenmenschliche Wärme ausgetauscht. Die Kamera bleibt emotional, aber auf Distanz. Wenn ein Mann in der Vorstadt die Lage mit einer ferngesteuerten Drohne erkundet, Freiwillige am Denkmal salutieren, Aktivistinnen für die Verteidiger eines Vororts von Kyiv kochen, Plünderer mit Plastikverpackungsband und heruntergelassenen Hosen an Verkehrsschilder gebunden werden. Patriotismus wechselt sich ab mit Überlebenskampf und der verzweifelten Suche nach einem Rest an Normalität, nach Routine. Verstörende Momentaufnahmen des Unvorstellbaren – man funktioniert noch, nah an der Grenze zum Unmenschlichen, emotional auf Kante, und irgendwo ist da doch noch Hoffnung. Sonst gäbe es diesen Film nicht.

 

 Weltspiegel: Originalversion mit engl. Untertitel + dt. Simultanübersetzung
Glad-House/Obenkino: Originalversion mit engl. Untertitel

 

Text: Bernd Buder

Drehbuch
Volodymyr Tykhyy
Kamera
Yevhen Kozeko, Serhii Stetsenko, Iaroslav Pilunskiy, Ihor Ivanko, Illya Yehorov, Ivan Bannikov, Roman Liubyi, Oleksandr Shkrabak, Ihor Lutsenko, Maksym Ruban, Yuri Gruzinov, Yuri Pupyrin
Ton
Andrii Rogachov, Maria Nesterenko, Bob Shevyakov
Schnitt
Ivan Bannikov, Volodymyr Tykhyy
Musik
Mykyta Moiseiev
Produzent
Igor Savychenko, Volodymyr Tykhyy
Produktion
Babylon 13 Production
Co-Produktion
Kamil Rutkowski, Black Photon
Volodymyr Tykhy

Volodymyr Tykhy - Geboren 1971 in der Stadt Chervonograd in der Region Lviv. Im Jahr 1997 machte er seinen Abschluss am Staatlichen Institut für Theaterkunst in Kyiv. In den 1990er Jahren realisierte er mehrere Kurzfilme, von denen MERMAID der bekannteste war und an mehr als 80 Festivals teilnahm. Zu seinen Auszeichnungen gehören ein Gran Prix 1997 beim Alternative IFF, Rumänien, ein Preis für die "best visual solution" beim Hannover IFF, und eine besondere Erwähnung der Jury für die "best artistic dicision" beim Film-Video IFF, Italien, 1998. Sein Spielfilmdebüt, CAR WASHER (2010), wurde auf dem Karlovy Vary IFF gezeigt. 1999 gründete Volodymyr zusammen mit Verka Serduchka die Fernsehsendung SV SHOW und leitete sie.Er ist Autor, Regisseur und Koproduzent der Kurzfilm-Almanache MUDAKY (FUCKERS. ARABESQUES) und UKRAINE, GOODBYE! und nahm an der Berlinale, dem Silbernen Leoparden des IFF Locarno 2012 und Clermont Ferrand 2013 teil und war für den Europäischen Filmpreis nominiert. Im Jahr 2013 stellte er seinen Film THE GREEN JACKET fertig, der im Wettbewerb des San Sebastian IFF, des Warsaw IFF und des Tbilisi IFF lief. Kürzlich führte er Regie bei der dokumentarischen Webserie BABYLON'13, die sich mit der sozialen und kulturellen Revolution in der Ukraine in den Jahren 2013-2015 befasst.

 

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