Sektion: Frauenrollen im Sozialismus und danach

O NĚČEM JINÉM

SOMETHING DIFFERENT (VON ETWAS ANDEREM)

Věra Chytilová
CS, 1963, 81 Min

Zwei Frauen – zwei unterschiedliche Welten. Eine Hausfrau, die mit ihrem Haushalt, Kind und dem gleichgültigen Ehemann zugleich überfordert und gelangweilt ist. Eine Spitzensportlerin, die für einen Wettkampf unablässig trainiert. Aus der Montage zweier Frauenleben entsteht etwas Neues, etwas anderes ….

In diesem Film werden nicht nur zwei unterschiedliche Erzählungen, sondern auch zwei unterschiedliche Stile miteinander verknüpft. Fiktiven Szenen aus dem Leben der tschechoslowakischen Hausfrau Vera sind dokumentarische Aufnahmen der realen olympischen Goldmedaillengewinnerin Eva Bosáková gegenübergestellt. Die beiden Handlungen werden nicht zusammengebracht, aber mit Hilfe der ausgefallenen Struktur des Films entsteht eine indirekte Verbindung, deren Bedeutung über die Kunst der Filmsprache vermittelt wird. VON ETWAS ANDEREM ist der erste Langfilm der Kult-Regisseurin der tschechoslowakischen Neuen Welle, Věra Chytilová. Zugleich ist es einer der ersten Filme, der sich statt moralischer Lehrstücke im Sinne der sozialistischen Ideologie der aufrichtigen Darstellung des Alltags widmet.

Kammerbühne: Originalversion mit engl. Untertitel + dt. Simultanübersetzung

Veranstaltungshinweis (siehe Rahmenprogramm):

SlowTalk zu ”Frauen im Sozialismus und danach“Mi 09.11. 20∶30 Uhr | Slow, Glad-House

Im Zentrum des Gesprächs steht der DEFA Film mit seiner vielfältigen Darstellung der Frauenrollen sowie das weibliche Filmschaffen in der DDR. Was haben wir bis heute als Erbe davon behalten und wie sieht das gegenwärtige Filmgeschäft für Filmemacherinnen aus? Im Rahmen dieser Veranstaltung findet auch die Präsentation des E-Books „Sie. Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme“, herausgegeben von Cornelia Klauß und Ralf Schenk, statt. 

Drehbuch
Věra Chytilová
Kamera
Jan Čuřík
Ton
Miloslav Hůrka
Schnitt
Miroslav Hájek
Ausstattung
Vladimír Labský
Darsteller
Eva Bosáková, Věra Uzelacová, Josef Langmiler, Jiří Kodet, Milivoj Uzelac ml., Jaroslava Matlochová, Luboš Ogoun, Vladimír Bosák, Dagmar Cejnková
Produktion
Filmové studio Barrandov
Věra Chytilová

Věra Chytilová - Die vielleicht innovativste Regisseurin der tschechischen Neuen Welle der 1960er Jahre, Věra Chytilová, wurde am 2. Februar 1929 in Ostrava geboren. Während sie im Studio Barrandov als Clapper Girl arbeitete, wurde sie an der Prager Filmhochschule FAMU aufgenommen. In den Jahren 1957-1962 studierte sie Regie bei dem erfahrenen tschechischen Filmregisseur Otakar Vávra. In ihrer Schulzeit wurde sie von Cinéma-vérité-Dokumentarfilmen und dem formalistischen modernen europäischen Film beeinflusst. Das gilt auch für ihren ersten Spielfilm, "Something Different" (1963), der das Leben einer echten Turnerin mit der fiktiven Geschichte einer Hausfrau verbindet. Chytilová ist wahrscheinlich am besten bekannt für ihren zweiten Film, die dadaistische, surrealistische und feministische Hymne an die schöpferische Fantasie "Daisies" (1966). Nach der sowjetischen Invasion 1968 durfte sie einige Jahre lang keine Spielfilme drehen. Dann kehrte sie mit der bissigen Sittenkomödie "The Apple Game" (1977) zurück. Ihre Satire über die soziale Realität der sozialistischen Gemeinschaft "Panelstory" (1979) war so provokant, dass sie nur in den Außenbezirken von Prag zu sehen war. Nach dem Fall des kommunistischen Regimes realisierte Chytilová viele eindringliche Dokumentarfilme und vier weitere Spielfilme, die den Kapitalismus persiflieren und ihre immer noch eine starke moralische Haltung zeigen. Věra Chytilová starb im Alter von 85 Jahren am 12. März 2014 in Prag.

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