Slovo

Der Notar Václav führt ein zufriedenes Leben mit seiner impulsiven, genauso resoluten wie loyalen Ehefrau Vera und ihren beiden Kindern. Er berät Kund*innen in Erbschaftsfragen und kann mit seiner besonnenen Art viele Konflikte entschärfen. Doch auch in der tschechischen Provinz im Sommer des Jahres 1968 fühlen sich die autoritären Bezwinger von Dubčeks gescheitertem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ nun stark. Die Parteibonzen vor Ort wollen Václavs Eintritt in die Partei erzwingen, sodass der Jurist um seinen Job bangen muss. Wie politischer Druck im Realsozialismus das Leben eines moralisch aufrechten Bürgers beeinflusst, zeigt dieses Drama, indem es sich voll auf die Psyche seines Protagonisten konzentriert. Die Konflikte des Helden spiegeln sich in seinem Gesicht wider, das die Kamera in häufigen Großaufnahmen einfängt. Sehr zu Recht erhielt Martin Finger für seine Rolle des Václav den Darstellerpreis beim diesjährigen Filmfestival in Karlovy Vary. Regisseurin Beata Parkanová gelingt ein stimmiges Sitten- und Eheporträt in einer Zeit, in der Geschlechterrollenklar definiert waren und die Familie zum Rückzugsort gegen äußeren Druck wurde. Die Liebe zwischen Václav und Vera erweist sich als solides Band – trotz aller charakterlichen Differenzen.

Text: Kira Taszman

Stadthalle: Originalversion mit engl. Untertitel + dt. Simultanübersetzung

Weltspiegel Saal 2: Originalversion mit engl. Untertitel