Eren will da weitermachen, wo die beiden vor zwei Jahrzehnten als Teenagerinnen getrennt wurden. Reyhan weigert sich zunächst, gibt dann aber zu, dass auch sie die Sehnsucht nach der verbotenen Liebe teilt, sich diese sogar mit Hilfe einer Magierin zurückgewünscht hat. Hinter der sehr persönlich gehaltenen Geschichte zwischen Distanz und Wiederannäherung, Angst vor sozialer Kontrolle und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung verbirgt sich eine fundamentale Kritik an der repressiven traditionellen Gesellschaft. Mit fast Chabrol’scher Dramaturgie – wunderschöner mediterraner Ort, ausgeklügelte Dialogpassagen mit doppeltem Boden, unspektakuläres Miteinander mit ungeahnten emotionalen Fallstricken – erzählt Ümüt Ünal eine Liebesgeschichte zwischen der Melancholie des Verlustes und der Wut über das Verbot. Und beweist, das man einen Film über den Klassengegensatz zwischen einer Politiker- und einer Gärtnerstochter und die fatalen Folgen homophober Repression ganz ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit faszinierend leichtfüßig inszenierter Leinwandpräsenz erzählen kann. (Bernd Buder)
Ümit Ünal -