CilvĒki tur

Im Fokus des Dramas über vernachlässigte jugendliche Kriminelle aus den Vorstädten Rigas steht der 20-jährige Jan, der gemeinsam mit seinen Freunden ziellos durch die Gegend zieht. Die Kamera verfolgt sie durch urbane Landschaften mit typisch uniformer kommunistischer Plattenbauarchitektur; sie beobachtet sie bei Begegnungen mit anderen Kleinspurganoven, Diebstählen und kleinen Freuden. Dann trifft Jan die stilvolle und unnahbare Sabina, die zur „anderen Seite“, der „goldenen Jugend“, gehört. Sie wird zu seinem Lebensinhalt und könnte dadurch eine Wende zum Besseren für Jans Leben herbeirufen.

Das kühne Regiedebüt des lettischen Filmemachers Aik Karapetian beleuchtet die Natur eines Menschen, der unter schlechtem Einfluss steht und versucht, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien. CilvĒki tur beschreibt treffend die zeitgenössische Gesellschaft Lettlands und vergisst dabei nicht, die Attribute der neuen kapitalistischen Länder mit einzubeziehen: demonstrativen Konsum, neuzeitliche Erlösungspraktiken und zwielichtigen Geschäftsmodelle. Der in Lettland produzierte Film ist die erste russischsprachige Filmproduktion nach der Unabhängigkeit Lettlands. Er spricht auch die unterschwelligen Probleme der Zweisprachigkeit an und berührt damit einen aktuellen gesellschaftlichen Diskurs Lettlands – eines Landes, in dem sich beinahe die Hälfte der Bevölkerung als russisch bezeichnet.