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Beim letzten Tauziehen waren nicht ausreichend Mitstreiter da, die für das lokale Heizkraftwerk bei der Unabhängigkeitsfeier an einem Strang ziehen sollten. Das sei peinlich, eröffnet der altgediente Gewerkschaftsführer Ivan die Tagesordnung beim Gewerkschaftstreffen. Es gehe nicht ums Gewinnen, sondern um die Ehre des Kollektivs. In einem kaputten System müssten sich die, die zu wenig verdienen, um ihre Heizkosten bezahlen zu können, wenigstens aufeinander verlassen können. Diese Heizungen, die fallen überall in der Stadt und ständig aus, Leitungen lecken und Rohre platzen. In den überschwemmten Kellern wurzeln erste Pflanzen. Die Telefone der Beschwerde-Hotline klingeln unentwegt, es wird oft geschrieen und wüst beschimpft.
Doch im Chor des Heizwerkes beschwören sie die Erinnerungen an das Gute. Die Proben müssen organisiert, neue Stücke einstudiert werden – um diese Dinge kümmert sich der Gewerkschaftsmann vornehmlich. Den Kampf gegen das System hat er in seinen 15 Dienstjahren verloren, nun geht es um das, was bleibt, wenn er geht. Wenn die Heldinnen und Helden der Arbeiterklasse keiner mehr besingt, müssen sie es selbst tun.
(Denis Demmerle)
Nadia Parfan -