Matthias war Marinus bester Freund in Potzlow, einem kleinen Ort mit 450 Einwohnern. Die Probleme hier sind typisch für ländliche Gebiete im Osten Deutschlands: hohe Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven. Wer kann, zieht nach der Schule in eine größere Stadt. Auch Matthias will weg, denn im Gegensatz zu manch anderem Dorfbewohner kann er das Geschehene nicht verdrängen. Er weiß, dass er ebenso gut das Opfer hätte sein können. Sein Vater beschreibt ihn als wehrlosen Mitläufer, der auf die Sonderschule gehöre. Beide werden bei Gartenpartys und Grillen am See mit Freunden gezeigt, wo zum Spaß immer einer gegängelt oder gar in den See geschubst wird, weil er betrunken wehrlos ist. Hier zeigt sich die gefährliche Normalität eines toxischen Gemisches aus Stillstand, Langeweile, Frustration und Aggression, das nach der Wende Resultat sozialer Verwerfungen war. In Daniel Abmas "Nach Wriezen" wird der Fall 2012 wieder aufgegriffen, wenn darin einer der Täter für drei Jahre nach der Haftentlassung begleitet wird und „draußen“ noch immer die gleichen Probleme warten. RB
Tamara Milosevic -