Ende der 1980er-Jahre kam es in der Kulturwelt zu vorrevolutionären Entwicklungen. Globale Transformationsprozesse kündigten sich an, die Maschinerie der Zensur geriet in der DDR ins Stocken und so beschäftigten sich Regisseure und Autoren der DEFA mehr und deutlicher mit Konflikten um Identität, Sexualität und Urbanität. Es ist eine Zeit fluider Identitäten und instabiler Ideologien. Häufig färben die Einstellungen der Großväter auf die Jugend. Christa Wolf versucht im Gespräch die Wut auf den Staat zu ergründen. Oft sind die Jugendlichen mit ihren Problemen alleingelassen worden. Gewalt ist für viele die einfachste Art, Konflikten zu begegnen. Was besonders deutlich wird: Es sind viel kleine Demütigungen, kein großes Negativerlebnis, das dazu führt, sich vom Staat abzuwenden. Prompt unterbricht die Volkspolizei grundlos die Dreharbeiten und notiert Namen. Stefan Heym diagnostiziert im Film, dass wir in Krisenzeiten leben, vergleicht die Situation mit den 1930er-Jahren. Seine Sätze treffen heute noch zu. Roland Steiner begreift seinen Film als Plädoyer für das Zuhören, bevor es zu spät ist. Wie spät es ist, hat 2018 Marie Wilke in AGGREGAT gezeigt, in dem es um Bereitschaft zum Dialog geht, aber eine Gesprächskultur längst zum Erliegen gekommen ist. RB
DCP
Anne Richter, Roland Steiner
Michael Lösche, Rainer Schulz
Rainer Baumert, Ulrich Fengler
Roland Steiner -