Estland im Umbruch, befreit vom sowjetischen Gefängnis, vom Steinzeitkapitalismus übermannt. Im besten Mannesalter stellt sich Tony selbstkritische Fragen und stellt damit sein ganzes Leben in Frage(n). Eine kleine besonders, eine wichtige: Wie in raubtierhaften Zeiten ein guter Mensch sein dürfen? Keine Farben. In hartem Schwarz-Weiß entzündet sich ein surrealistischer Karneval der enttäuschten Hoffnungen, wie ein gequältes Tier hetzt Tony durch das Mikrouniversum seines estnischen Landes. Umzingelt von brutalen, selbstverliebten Männern und hilflosen Frauen. Strauchelnd, wie ein Federball geschleudert, in Talfahrt auf der Hochschaubahn der Zeitenwende vom Kommunismus zum Konsumismus. Zu Beginn ein Hinweis auf Dantes dunklen Wald, Zeichen des Infernos aus der Göttlichen Komödie. Der heilige Antonius von Hieronymus Bosch und Pablo Picasso irrlichtert aus den Schatten, kein goldenes Zeitalter, ganz normale Zeiten der Niedertracht, der Einsamkeiten, der quälenden Sehnsüchte. Am Ende hat Tony alles verloren, seine Frau, seine Familie, seine Arbeit, aber nicht sein so Sein. Wehmütig klingt ein altes, trauriges Lied aus: „Sometimes I feel like a motherless child, far away from home“.
Bilder, Stimmungen voll wütender und melancholischer Verlorenheit, als hätte Aki Kaurismäki mit Andrey Tarkovskiy und Luis Buñuel einen estnischen „Valse triste“ inszeniert. OR
35mm | s/w / b/w
Veiko Öunpuu
Mart Taniel
Janne Laine
Markku Patila, Saagup Roomet
Ülo Krigul
Taavi Eelmaa, Ravshana Kurkova, Tiina Tauraite, Sten Ljunggren, Denis Lavant
Bronson Club, Atmo
Homeless Bob Production
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Estonia
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Veiko Öunpuu - geboren 1972 in Saaremaa, Estland. PÜHA TÕNU KIUSAMINE ist sein dritter Spielfilm.
TÜHIRAND (2006, short)
SÜGISBALL (2007)