SEANS W KINIE TATRY

Was heißt hier bitte schön „Vorführung im Tatry-Kino“? Vorgeführt wird schon mal nur, wenn mindestens zwei Besucher anwesend sind, und falls die kommen, werden sie erst mal ordentlich angeschnauzt, so viel Zeit muss sein. Wie sollte man auch als Betreiber des vielleicht letzten kleinen Vorstadtkinos nicht die Lust verlieren, wenn das Haus bald zusammenfällt und auch die Leuchtreklame sich nur mühsam auf dem schiefen Dach hält, die rostigen Büchsen mit längst vergessenen Streifen sich hinter dem Vorhang stapeln, man Anrufern am Telefon ganze Filme nacherzählt, sie dann doch nicht kommen und man seinen Lebensunterhalt nur durch Putzjobs sichern kann?

Das liebevoll-lakonische Porträt eines einsamen Sonderlings mit einer Leidenschaft, die niemand teilen mag, erspart uns die Nostalgie der vielfach gesehenen „Liebeserklärungen an das Kino“. In der Welt des Tatry gibt es schon lange keine leuchtenden Augen mehr, aber schlecht gelaunt wurstelt man sich irgendwie durch. Und das ist doch was. (Katalog DOK Leipzig, Grit Lemke)