NA PÓŁNOC OD KALABRII

Ein kleines niederschlesisches Städtchen dümpelt postindustriell und vergessen vor sich hin – bis es zum halb-realen, halb-fiktiven, in jeder Hinsicht idealtypischen Ort erklärt wird. Dazu braucht es nur einen Sommer und ein Drehteam, zu dem mit Marcin Sauter, Maciej Cuske und Thierry Paladino (alle in Leipzig keine Unbekannten) eine Reihe der begabtesten und innovativsten jungen Dokfilm-Regisseure Polens gehören. Wieder einmal erfinden sie das Genre neu – und Chelmsko Slaskie gleich mit. Unter die Bewohner gemischt, provozieren sie eine Handlung, die sich entwickelt: Ein Festival wird geplant, eine Bühne (schief) auf den Marktplatz gesetzt, ein Theaterstück einstudiert, gar ein Science-Fiction-Film gedreht und Heiratspläne geschmiedet. Der Bürgermeister gibt allenthalben kluge Ratschläge und Lyrik zum Besten oder betätigt sich als Seelentröster für eine der zahlreich vorhandenen Witwen. Welche sich kreischend und kichernd von Paladino in die Kunst der italienischen Küche einweisen lassen. Der wiederum konstatiert in den regelmäßigen Telefongesprächen mit Italien in der windschiefen Zelle, dass das Leben in dem kleinen Städtchen auch nicht viel anders ist als in Kalabrien …

Die Bezeichnung Dokudrama ist zu prosaisch für einen Film, der als reine Poesie daher kommt. Hell und leicht wie ein Sommertag, voll von betörend schönen Momenten und einem leisen Humor. Chelmsko Slaskie, ein Ort der Utopie – wie das Kino. (Grit Lemke, Katalog DOK Leipzig)