Festivalblog: Samstag

Festivalblog: Samstag

Der Festival-Samstag ist beim FilmFestival Cottbus der „Ukrainische Tag“. Sieben der insgesamt zehn Filme aus der Ukraine gibt es zu sehen. PHOTOPHOBIA (13 Uhr in der Kammerbühne, Double-Feature) zeigt den Alltag zweier Kinder in einem U-Bahn-Tunnel in Kharkiv während Bewohner*innen der Stadt dort Schutz vor den russischen Bomben suchen. In Kyjiw spielt YOU KNOW IT´S GOING TO BE ABOUT WAR (13 Uhr in der Kammerbühne, Double-Feature) und zeigt die Underground- und Party-Szene zwischen exzessivem Feiern und Kriegstrauma. Wie bereits im Vorjahr gilt zudem: Bei Vorlage eines gültigen ukrainischen Reisepasses an der Kinokasse ist der Eintritt zu sämtlichen Filmen aus dem FFC-Programm an diesem Tag frei. 

Spotlight Photophobia ©FFC

PHOTOPHOBIA

 

Die Filmreihe Polskie Horyzonty: Der weibliche Blick zeigt beispielhaft eine Auswahl ganz unterschiedlicher Filme polnischer Regisseurinnen. Im Zentrum steht das noch junge Schaffen von Agnieszka Smoczyńska. Heute läuft um 21 Uhr in der Stadthalle ihr prominent besetzter Spielfilm THE SILENT TWINS, in welchem sie das Schicksal von Zwillingsschwestern beleuchtet, die nach Jahren des Schweigens und der Rebellion im Teenageralter in eine Klinik eingewiesen werden.

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VIKA! von Agnieszka Zwiefka bringt um 18 Uhr im Glad-House die wahre Geschichte der mit 84 Jahren ältesten DJane Polens auf die Kinoleinwand.

FemaleGaze VIKA!(c)Pat Mic

 

Ab 15 Uhr geht es im Film und Talk SERBSKA UTOPIJA um sorbische Utopien und Zukünfte. Wie könnten diese aussehen? Welche Rollen spielen dabei Film, Fernsehen und Netzwerke? Das Panel stellt sich Fragen des sorbischen Futurismus und der Aufgabe der Gegenwart, sich von der Dystopie des Verschwindens zu lösen.

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Nach dem Wettbewerbsfilm THREE THOUSAND NUMBERED PIECES um 16 Uhr im Weltspiegel Saal 2 folgt ein ausführliches Gespräch mit dem Filmemacher Ádám Császi. In seinem Film  inszeniert ein ungarischer Regisseur einTheaterstück mit Rom*nja, in dem diese wie im Zoo ausgestellt werden. Dieser „Poverty Porn“ wird ans Deutsche Theater verkauft, wo die Pein bei den Proben weitergeht, ohne dass sich jemand für die Perspektiven der Rom*nja interessiert. Császi, bekannt für seine Opposition gegen das Orbán-Regime, präsentiert eine meisterhafte und provokative Reflexion über systemischen Rassismus, vorgetäuschten Altruismus und die Ambivalenz der Woke Culture.

WB Spiel Three Thousand Numbered(c)FFC

 

Um 19 Uhr beginnt die Preisverleihung im Scandale im Bunten Bahnhof. Wer nimmt die begehrten Lubinas mit nach Hause? Für die Party nach der Preisverleihung könnt ihr Karten kaufen und mitfeiern!

Und das sind die Gewinner des 33. FFC:

Regisseurin Anna Buryachkova darf sich über den Hauptpreis des 33. FilmFestival Cottbus freuen. Damit wird die ukrainisch-niederländische Produktion FOREVER-FOREVER mit dem mit 25.000 EUR dotierten Preis ausgezeichnet. Der Film gibt einen seltenen Einblick in die komplexe Gefühlswelt des Erwachsenwerdens der postsowjetischen „90er Jahre Kids“ in Kyjiw. FOREVER-FOREVER überzeugt die Internationale Festivaljury und gewinnt den Hauptpreis, "für eine fesselnde Coming-of-age-Geschichte, die die Wirren des Ostblocks der 90er Jahre auf eine authentische, bewegende und gut konstruierte Weise zeigt."

Gestiftet wird der Hauptpreis für den besten Spielfilm seit inzwischen mehr als zwei Jahrzehnten von der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF).

Den Spezialpreis für die beste Regie, gestiftet vom Rundfunk Berlin Brandenburg, dotiert mit 7.500 EUR, erhält Rezo Gigineishvili für PATIENT #1. Er reflektiert am Beispiel eines siechenden sowjetischen Polit-Funktionärs ein politisches System, dass ihre Symbolfiguren künstlich am Leben halten muss, um selber zu überleben. „Der Regisseur schafft eine komplizierte, vielschichtige Metapher der scheinbar alten Zeiten, die sich leider immer noch sehr wahr und relevant anfühlt, während er ein wunderbares Ensemble von Darstellern meisterhaft orchestriert", begründet die Jury diese Entscheidung.

Eka Chavleishvili freut sich über den mit 5.000 EUR dotierten Preis für eine herausragende darstellerische Einzelleistung. In BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY überzeugt sie die Internationale Festivaljury, "mit der Gestaltung einer unvergesslichen Figur mit einer solchen Kraft, Größe und Tapferkeit, dass man einfach nicht die Augen von ihr lassen kann."Alle drei Preisträgerinnen und Preisträger erhalten zum Preisgeld die begehrte gläserne Preisskulptur Lubina.

Der Hauptpreis des Wettbewerb Kurzfilm geht an den Film IT‘S ALL RIGHT von Anton Zhuk. Die belarussische Produktion ist ein intensiver Thriller. "Dieser Film ist in jeder Hinsicht stark ausgearbeitet. Er zeigt nur einen kleinen Moment im Leben, aber er hat so viele Schichten, die ein Schlachtfeld der menschlichen Seele eröffnen", begründet die Kurzfilmjury diese Entscheidung. Der Regisseur Nikola Stojanović gewinnt den Spezialpreis für seinen Film THE GHOSTS YOU DRAW ON MY BACK. Das serbisch-estnische Werk ist ein atmosphärisch dichtes Puzzle über Trauer und die unchronologische Zeitlichkeit der Erinnerung. "Wir waren beeindruckt, wie so viel Leben und Energie in einem Kurzfilm eingefangen werden kann", so die Begründung der Kurzfilmjury.

DYAD gewinnt den U18 Wettbewerb Jugendfilm. Die bulgarische Produktion von Yana Titova ist ein schonungsloser Schulhof-Schocker aus Bulgarien, in dem ein junges Mädchen zu krassen Mitteln greift, um eigentlich nur eins zu bekommen: die Liebe ihrer Mutter. "Der Film hat einen Plot, mit dem keiner von uns gerechnet hat, die Story hat uns mitgerissen und überzeugt. Ein super Film, der auf eine sehr gute Art verschiedene Problematiken wie Drogenkonsum, Abhängigkeit, aber auch Missbrauch und den Generationenkonflikt beschreibt", so die Begründung der Jury, die aus Schülerinnen und Schülern des Niedersorbischen Gymnasium Cottbus besteht.

Der Publikumspreis des 33. FFC geht an den Film CLARA von Sabin Dorohoi. Ein Film über eine junge Rumänin, die ihre Heimat und ihr Kind verlässt, um in Deutschland Geld zu verdienen - eine beispielhafte osteuropäische Biografie. 

Die Beiträge der "Langen Nacht der kurzen Lausitzer | Dłujka noc krotkich łužyskich filmow | Dołha nóc krótkich łužiskich filmow", welche die Themen des sorbischen/wendischen Volkes aufgreifen und die sorbische Sprache einbeziehen, konkurrierten um den mit 1.500 EUR dotierten Preis der Stiftung für das sorbische Volk. Gekürt wird in diesem Jahr der Film „ANKLEIDEZIMMER – HOBLEKAŔNJE“ von Frauke Rahr. Der sorbische Nachwuchspreis, dotiert mit 1.000 EUR, geht an den Film „VOM SUCHEN UND FINDEN – PYTAŚ A NAMAKAŚ“ von Luka Golinski und Mira Dubian.

Eine Auflistung aller Preisträgerinnen und Preisträger des FFC gibt es hier.


 Dieser Artikel wird im Verlauf des Tages aktualisiert.