SEKTION: Close up UA
Geschichte wird gemacht. Das gilt bekanntermaßen nicht nur für die Politik, sondern auch für das Kino. Seit den Maidan-Protesten befindet sich die Ukraine – erneut – auf der Suche nach der nationalen Identität. Auf der einen Seite arbeitet eine aktive Zivilgesellschaft an der Stärkung transparenter staatlicher, politischer und wirtschaftlicher Strukturen. Auf der anderen Seite werden historische Narrative verändert, die Geschichte antikommunistischer Widerstandsgruppen der Kriegs- und Nachkriegszeit wie die des Ultra-Nationalisten Stepan Bandera oft uminterpretiert – nationalistisch geprägte Kriegsverbrechen geraten dabei oft in Vergessenheit. Ukrainische Filmemacher reflektieren die condition humaine in ihrem Land treffsicher mit bitter-süßem Understatement, in das sich oft eine verhalten ironische Note und jede Menge Trauerarbeit mischt. Denn der Osten des Landes steht im Zeichen des Krieges im Donbass. Fast jeder Ukrainer ist davon betroffen. Die Filmbranche, die sich inzwischen erfolgreich dem westeuropäischen Markt zugewandt hat und durch eine kluge Förderpolitik ihre Produktion erheblich steigern konnte, steht noch immer unter dem Schock der Verurteilung des Regisseurs Oleg Sentsov zu 20-jähriger Lagerhaft in Russland. Vor Kurzem wurde (wie einige Jahre zuvor in Russland übrigens) ein Fonds zur Förderung des patriotischen Kinos ins Leben gerufen: Kino in schwierigen Zeiten, Kino zwischen Nation Building und Nationalismus, zwischen kritischer Bestandsaufnahme und kollektiver Identitätsfindung. Das FilmFestival Cottbus lädt zur filmischen Entdeckungsreise in die Geschichte und Gegenwart eines der interessantesten Länder Europas ein – und dazu, Widersprüche zu verstehen. BB
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Die Reihe Close up UA wird unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung.