Kar ve Ayı

Als Hasan plötzlich weg ist, heißt es zunächst, er sei von einem Bären gefressen worden. Doch dann gerät der Außenseiter Samet unter Verdacht, eine Hetzjagd beginnt, die emotionale und soziale Balance droht zu kippen. Aslı, gerade erst aus der Großstadt angekommen, findet sich in einer Dorfgemeinschaft wieder, in der alle nur das Beste wollen, aber ein Geheimnis zu hüten scheinen. Sie kommt mit der allgemeinen Unsicherheit und den versteckten Hierarchien im Ort nicht zurecht. Ist sie Spielerin oder Figur in diesem Machtspiel, und wem nutzt es überhaupt? Selcen Ergun gelingt mit ihrem Spielfilmdebut ein ruhig inszeniertes, rätselhaftes Portrait zwischenmenschlicher Angst- und Machtmechanismen in einer Gesellschaft, in der sich jeder zunehmend bedroht fühlt. Ein repressives System, das sich selbst aufrechterhält, selbst wenn es keine Hintermänner gibt. Eine Gemeinschaft, die sich mit Bedrohungsszenarien und latenter Gewalt unter Kontrolle hält. Als Anti-Märchen in magischen Bildern, eingefangen von dem französisch-belgische Kameramann Florent Herry, der auch für die Bildgestaltung bei den Filmen von Reha Erdem verantwortlich ist.

Text: Bernd Buder

Weltspiegel Saal 2: Originalversion mit engl. Untertitel