Sektion: Spectrum

BALADA

A Ballad

Aida Begić
BA/FR, 2022, 116 Min

Meri braucht ein neues Leben. Und das Sorgerecht für ihre Tochter zurück. Doch alle, die ihr dabei zu Hilfe kommen, haben nur ihre eigene Freiheit im Kopf – von der Übermutter Zafira über den schmierigen Rechtsanwalt Samir bis zur Friseurin Adela, die ihr Recht auch mal mit der Waffe durchsetzt. Tief in der bosnischen Alltagskultur verortete Beschreibung eines Emanzipationsdilemmas, die mit narrativer Frische auf die Konventionen des Arthauskinos pfeift.

Diesmal nichts über den Krieg. In ihrem neuesten Film, der unter schwierigen Bedingungen während der Corona-Beschränkungen entstand, portraitiert Aida Begić eine Frau, die „ihren Träumen folgt. Aber erstmal muss sie herausfinden, was ihr Traum ist.“ Mit körniger Handkamera, parallelen Erzählsträngen und assoziativen Rückblenden macht der Film eine Kosten-Nutzen-Rechnung zwischen zwischenmenschlichen Gefälligkeiten und ihrem Preis auf. Begić adaptiert lose die Handlung einer südslawischen Volksballade aus dem 17. Jahrhundert, der Hasanaginica, in die Gegenwart. Das Gedicht über eine Frau, die von ihrem Ehemann ohne ihre Kinder aus dem Schloss gejagt wird, weil sie ihn nicht auf das Schlachtfeld begleitet hat, anschließend neu verheiratet wird und vor Trauer stirbt, wurde von Johann Wolfgang von Goethe als „Klaggesang von der edlen Frau des Asan Aga“ übersetzt. Ganz so dramatisch wie damals endet es heute nicht. Doch bis sie ihre sprichwörtliche Rolle findet, muss Begićs Anti-Heldin einige Prüfungen durchstehen, die die patriarchal geprägte Gesellschaft für sie bereithält. Mit Volksnähe experimentiert die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin („Schnee“, „Djeca - Kinder von Sarajevo“) bewusst abseits des klassischen Autoren- und Festivalfilms und erntete damit Begeisterung beim heimischen Publikum in Sarajevo: „Wenn es schon mir schwerfällt, einen ernsten Film nach dem anderen zu sehen, wie kann ich dann erwarten, dass beispielsweise meine Tante in dieses Kino geht und es wirklich genießt? In Bosnien zwingen wir die Menschen im Grunde dazu, ihr eigenes Leben auf der Leinwand zu sehen. Aber dieser Film ist lustig und leicht, und darauf bin ich sehr stolz.“

Text: Bernd Buder

 

Obenkino: Originalversion mit engl. Untertitel

Glad-House: Originalversion mit engl. Untertitel + dt. Simultanübersetzung

 

Drehbuch
AIDA BEGIC
Kamera
EROL ZUBCEVIC
Ton
IGOR CAMO
Schnitt
REDZINALD SIMEK
Ausstattung
EMINA KUJUNDZIC
Darsteller
MARIJA PIKIC, JASNA ZALICA, SLAVEN VIDAK, LANA STANISIC, ENES KOZLICIC
Produzent
ADIS DJAPO
Produktion
FILM HOUSE SARAJEVO
Aida Begić

Aida Begić - Aida Begić, geboren am 9. Mai 1976 in Sarajevo, ist eine bosnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.