Mamaroš

1999 werden die NATO-Bomben, die das Regime Slobodan Milošević zum Stopp des Völkermords in Kosovo zwingen sollen, vom Großteil der serbischen Bevölkerung mit trotzigem Patriotismus begrüßt. Der filmvernarrte Pera verbringt die Luftangriffe in seinem Kino in Belgrad. Wie seine Mutter, die als stramme Altkommunistin an Titos „Drittem Weg“ festhält und sich nicht mit Miloševićs Kurs zufrieden geben will, wird er durch einen Bombentreffer in der Nachbarschaft aus seinem Tagtraum gerissen. Eine Armeeeinheit rückt an, um die väterlichen Kinoprojektoren für militärische Zwecke zu beschlagnahmen. Doch da hat Mutter Mara schon längst für ihr inzwischen 40-jähriges Muttersöhnchen vorgesorgt und per Green-Card-Lotterie ein Visum für die USA beschafft.

Der serbische Regisseur Momčilo Mrdaković wagt sich an eine südosteuropäische CINEMA PARADISO-Variante, deren Held mit weit mehr Hindernissen klarkommen muss als Giuseppe Tornatores sizilianischer Salvatore. Nach einem konventionellen Beginn steigert Mrdaković seinen Plot zu einer spielerischen Analyse über Traum und Realität eines unpolitischen Mitläufers. Womit MARMAROSH aus den oft schwer verständlichen Anspielungen auf Details der jüngeren serbischen Geschichte auf ein ganz universelles Thema zurückkommt: Wie fühlt man sich, wie verhält man sich, wenn man keine Lust auf Krieg und Völkerhatz hat, aber auch nicht, sich selbst für eine bessere Moral zu opfern?