Sektion: Stau 1990/2020

UNSERE KINDER

UNSERE KINDER

Roland Steiner
DDR, 1989, 88 Min

Neonazis, Skinheads, Anti-Skins, Punks und Gruftis in der DDR. 1986 begannen die Dreharbeiten zu UNSERE KINDER. Erstmals widmete sich ein Filmemacher den sogenannten Randgruppen, die es offiziell nicht geben durfte. In langen Interviews und gelesenen Briefen offenbart sich bei Jugendlichen, links wie rechts, ein tiefgreifender Vertrauensverlust in den Staat.

Ende der 1980er-Jahre kam es in der Kulturwelt zu vorrevolutionären Entwicklungen. Globale Transformationsprozesse kündigten sich an, die Maschinerie der Zensur geriet in der DDR ins Stocken und so beschäftigten sich Regisseure und Autoren der DEFA mehr und deutlicher mit Konflikten um Identität, Sexualität und Urbanität. Es ist eine Zeit fluider Identitäten und instabiler Ideologien. Häufig färben die Einstellungen der Großväter auf die Jugend. Christa Wolf versucht im Gespräch die Wut auf den Staat zu ergründen. Oft sind die Jugendlichen mit ihren Problemen alleingelassen worden. Gewalt ist für viele die einfachste Art, Konflikten zu begegnen. Was besonders deutlich wird: Es sind viel kleine Demütigungen, kein großes Negativerlebnis, das dazu führt, sich vom Staat abzuwenden. Prompt unterbricht die Volkspolizei grundlos die Dreharbeiten und notiert Namen. Stefan Heym diagnostiziert im Film, dass wir in Krisenzeiten leben, vergleicht die Situation mit den 1930er-Jahren. Seine Sätze treffen heute noch zu. Roland Steiner begreift seinen Film als Plädoyer für das Zuhören, bevor es zu spät ist. Wie spät es ist, hat 2018 Marie Wilke in AGGREGAT gezeigt, in dem es um Bereitschaft zum Dialog geht, aber eine Gesprächskultur längst zum Erliegen gekommen ist. RB

Filmformat
DCP
Drehbuch
Anne Richter, Roland Steiner
Kamera
Michael Lösche, Rainer Schulz
Ton
Rainer Baumert, Ulrich Fengler
Schnitt
Angelika Arnold, Johanna Jürschik
Produzent
Rainer Baumert
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme

Roland Steiner -

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